pte20211011019 in Leben

Bluttest verrät eine bevorstehende Demenz

Forscher identifizieren drei microRNAs, die mit geistiger Leistungsfähigkeit zusammenhängen


Puzzle im Kopf: Forscher entwickeln Demenz-Bluttest (Bild: geralt, pixabay.com)
Puzzle im Kopf: Forscher entwickeln Demenz-Bluttest (Bild: geralt, pixabay.com)

Bonn/Göttingen (pte019/11.10.2021/13:59) Bestimmte Moleküle im Blut deuten auf eine bevorstehende Demenz hin. Das haben Forscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) http://dzne.de und der Universitätsmedizin Göttingen http://umg.eu herausgefunden. Ihre Befunde stützen sich auf Untersuchungen an Menschen und auf Laborstudien. Das Bluttest-Verfahren ist laut den Experten aber noch nicht praxistauglich. Details wurden in "EMBO Molecular Medicine" veröffentlicht.

Sehr treffsicheres Verfahren

Der gefundene Biomarker beruht auf der Messung von microRNAs im Blut. Durch Studien an Menschen, Mäusen und Zellkulturen wurden drei microRNAs identifiziert, deren Konzentration mit der geistigen Leistungsfähigkeit zusammenhängt. Dafür haben die Forscher die Daten von jungen, kognitiv unauffälligen Personen und älteren Menschen mit kognitiven Störungen (MCI) analysiert. Die Daten von MCI-Betroffenen stammten aus einer seit Jahren laufenden Studie des DZNE.

Ergebnis: Bei Gesunden korrelierte die Konzentration der microRNAs mit der geistigen Fitness. Je niedriger der Blutwert, umso besser schnitten die Probanden bei Kognitionstests ab. Bei Mäusen wiederum stieg dieser Wert, noch bevor die Tiere geistig abbauten, gleichermaßen, ob altersbedingt oder weil sie Krankheitssymptome ähnlich denen einer Alzheimer-Demenz entwickelten.

Weitere Indizien kamen von Patienten mit MCI: Von denjenigen, bei denen der Blutmarker stark erhöht war, entwickelten rund 90 Prozent innerhalb von zwei Jahren eine Alzheimer-Erkrankung. "Ein erhöhter Blutspiegel dieser drei microRNAs sehen wir daher als Vorboten von Demenz. Wir schätzen, dass dieser Biomarker beim Menschen eine Entwicklung andeutet, die etwa zwei bis fünf Jahre in der Zukunft liegt", verdeutlicht DZNE-Forschungsgruppenleiter André Fischer.

Entzündungsprozesse beeinflusst

In ihren Studien an Mäusen und Zellkulturen haben die Mediziner zudem festgestellt, dass die drei identifizierten microRNAs Entzündungsprozesse im Gehirn und die Neuroplastizität beeinflussen. Dies lässt vermuten, dass die drei microRNAs mehr sind als Warnsignale. "Nach unserer Einschätzung sind sie nicht nur Marker, sondern wirken auch aktiv auf pathologische Prozesse. Das macht sie zu möglichen Ansatzpunkten für die Therapie", ergänzt Fischer.

Tatsächlich sei die Lernfähigkeit von Mäusen verbessert, wenn diese microRNAs durch Pharmaka blockiert würden. Das hätte man sowohl bei Mäusen mit altersbedingten geistigen Defiziten beobachtet, als auch bei Mäusen mit Hirnschädigungen, wie sie in ähnlicher Weise bei einer Alzheimer-Erkrankung auftreten. Der gefundene Indikator müsse noch weiter geprüft werden. Außerdem sei das derzeitige Messverfahren noch zu aufwendig für die Praxis.

(Ende)
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