pte20230127006 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Alzheimer-Test diagnostiziert 3,5 Jahre früher

Blut reguliert laut Wissenschaftlern des King's College London die Bildung neuer Gehirnzellen


Alzheimer: Frühere Vorhersage wird mit Bluttest möglich (Foto: pixabay.com, geralt)
Alzheimer: Frühere Vorhersage wird mit Bluttest möglich (Foto: pixabay.com, geralt)

London (pte006/27.01.2023/10:30)

Forscher des King's College London haben einen auf Blut basierenden Test zur Vorhersage des Alzheimer-Risikos bis zu 3,5 Jahre vor der klinischen Diagnose entwickelt. Die in "Brain" veröffentlichten Ergebnisse unterstützen die Vorstellung, dass Bestandteile des menschlichen Bluts die Bildung neuer Gehirnzellen regulieren können. Dieser Vorgang wird als Neurogenese bezeichnet. Diese findet im Hippokampus statt, der beim Lernen und für das Gedächtnis eine Rolle spielt. Alzheimer beeinflusst in den frühen Stadien der Erkrankung die Bildung neuer Gehirnzellen im Hippokampus.

Neurogenese im Blickpunkt

Frühere Studien konnten die Neurogenese in späteren Stadien mittels der Durchführung von Autopsien untersuchen. Um die frühen Veränderungen im Gehirn zu verstehen, haben die Forscher im Verlauf mehrerer Jahre Blutproben von 56 Personen mit einer leichten kognitiven Einschränkung gesammelt. Dabei geht es um eine Erkrankung, bei der die Betroffenen anfangen, eine Verschlechterung ihres Gedächtnisses oder der kognitiven Fähigkeiten zu erleben. Nicht jede Person mit Mild Cognitive Impairment erkrankt später an Alzheimer. Von den Betroffenen erhalten jedoch viel mehr Personen eine Diagnose als die breitere Bevölkerung. Von den 56 Studienteilnehmern erhielten 36 in der Folge die Diagnose Alzheimer.

Laut Erstautorin Aleksandra Maruszak wurden die Hirnzellen im Rahmen der Studie mit Blut von Personen mit einer leichten kognitiven Störung behandelt. Danach wurde untersucht, wie sich diese Zellen beim Fortschreiten der Krankheit als Reaktion auf das Blut veränderten. In der Folge erzielten die Wissenschaftler einige entscheidende Erkenntnisse. Die Blutproben der Teilnehmer, deren Zustand sich nachfolgend verschlechterte und die an Alzheimer erkrankten, förderten einen Rückgang des Zellwachstums und der Zellteilung sowie eine Zunahme des apoptotischen Zelltods. Dabei waren die Zellen darauf programmiert abzusterben.

Weiterer Biomarker für Diagnose

Die Forscher haben auch bemerkt, dass diese Proben die Umwandlung von unreifen Gehirnzellen in Neuronen des Hippokampus erhöhten. Die zugrundeliegenden Ursachen für die erhöhte Neurogenese sind derzeit noch nicht erforscht. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass es sich dabei um einen frühen Kompensationsmechanismus für die Neurodegeneration, also den Verlust der Gehirnzellen, handeln könnte. Als die Forscher nur die Blutproben verwendeten, die zeitlich am weitesten von der Diagnose mit Alzheimer entfernt waren, zeigte sich, dass die Veränderungen der Neurogenese 3,5 Jahre vor der klinischen Diagnose stattfanden.

Laut Edina Silajdžić, auch Erstautorin der Studie, sind diese Ergebnisse von großer Wichtigkeit, da damit möglicherweise die Vorhersage einer Erkrankung früh und nicht invasiv erfolgen kann. "Sie könnten andere auf Blut basierende Biomarker ergänzen, die die klassischen Anzeichen für die Krankheit, wie eine Ansammlung von Amyloid und Tau, widerspiegeln." Hyunah Lee zufolge, ebenfalls zum Team der Erstautoren gehörend, ist es jetzt von Bedeutung, diese Forschungsergebnisse bei einer größeren und diverseren Gruppe von Personen zu überprüfen.

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