pte20220121010 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Samsung: Eklat um LGBTQ-Spot in Singapur

Umstrittener Werbeclip mit einer muslimischen Drag Queen wegen Konservativer schnell offline


Mutterliebe: Diese ist nicht immer unumstritten (Screenshot: Jeremy Sim, twitter.com)
Mutterliebe: Diese ist nicht immer unumstritten (Screenshot: Jeremy Sim, twitter.com)

Singapur (pte010/21.01.2022/10:30)

Samsung hat in Singapur mit einem Werbespot in den sozialen Medien für Aufsehen gesorgt, in dem eine muslimische Mutter ihren Sohn, die Drag Queen ist, bedingungslos unterstützt. Angesichts konservativ-muslimischer Kritik an diesem "Versuch, LGBT-Ideologie zu pushen", entfernte das Unternehmen den Clip binnen kürzester Zeit aus all seinen öffentlichen Online-Kanälen. Darauf wiederum reagierten Vertreter der LGBTQ-Community enttäuscht.

Werbung mit Herz

In der aktuellen Kampagne "Listen to your Heart" bewirbt Samsung in Singapur Wearables damit, das Nutzer via Ohrhörer eine Nachricht eines geliebten Menschen hören, während eine Smartwatch ihre Herzfrequenz misst. Der umstrittene Spot zeigte eine Muslima mit Kopftuch, die dankende Worte von ihrem Sohn hört: "Es macht dir einfach nichts aus, wenn Leute dich anders ansehen oder beurteilen, weil du einen Sohn hast, der in Drag geht." Doch das kam bei manchen Vertretern der malaiisch-muslimischen Minderheit im Stadtstaat gar nicht gut an.

Nach massiven Beschwerden in sozialen Medien, beispielsweise, dass solch eine Werbung "die Harmonie der Malay-Muslim-Community stört" oder versuche, LGBTQ-Ideologie an die mehrheitliche konservativen Muslime zu pushen, tilgte Samsung die Spots schnell von seinen Online-Auftritten. Man verstehe, dass der Spot "von manchen Mitgliedern unserer lokalen Gemeinschaft als unsensibel und beleidigend empfunden werden könnte". Gleichzeitig hieß es aber: "Samsung glaubt, dass Innovation von Diversity und Inklusion getrieben werden." Ein Widerspruch, der seinerseits für Kritik sorgte.

Ein heikles Thema

Auf sozialen Medien gab es dementsprechend auch Stimmen, die sich gegen die Löschung aussprachen. Was nicht illegal ist und eine positive Nachricht verbreitet, solle auch online bleiben, so ein Kommentar. Hinterfragt wurde freilich auch die Kritik am ursprünglichen Spot. "Man stelle sich vor, sich von der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind beleidigt und bedroht zu fühlen", so ein Instagram-Posting. "Es ging in dem Video nur um die Liebe einer Mutter, sonst wurde nichts erwähnt", meinte auch der im ursprünglichen Clip zu sehende Drag-Darsteller Vyla Virus in einem Instagram-Kommentar.

Freilich hätte Samsung damit rechnen können, dass der Spot in ein Wespennest stechen dürfte. Homosexualität ist in Singapur formal immer noch verboten, auch wenn es in der Praxis keine Strafverfolgung gibt. Die malaiische Minderheit im Stadtstaat ist zudem mehrheitlich muslimisch und konservativ.

(Ende)
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