pte20210917002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Leukämie: Kombitherapie vielversprechend

Forscher der Universität Basel zuversichtlich - Erste Tests mit Patienten werden durchgeführt


Blutproben: Bessere Ergebnisse erhofft (Foto: pixabay.com, Ahmad Ardity)
Blutproben: Bessere Ergebnisse erhofft (Foto: pixabay.com, Ahmad Ardity)

Basel (pte002/17.09.2021/06:05)

Bei chronischen Leukämien kann das Blockieren der überaktiven Kinase JAK2 durch einen gezielten Therapieansatz die Symptome der Patienten zwar mildern aber den Verlauf der Krankheit nicht wirklich verändern. Eine Studie der Universität Basel https://www.unibas.ch/de hat jetzt gezeigt, dass es möglich sein könnte, die therapeutische Wirkung durch die zusätzliche Blockierung eines spezifischen Signalwegs zu verbessern. Die Ergebnisse sind so überzeugend, dass sie bereits mittels eines vom Forschungslabor ans Krankenbett Ansatzes in klinische Studien integriert wurden. 

Bei myeloproliferativen Neoplasien, einer Art chronischer Leukämie, produziert der Körper laufend zu viele Blutzellen wie Erythrozyten, Blutplättchen und Granulozyten. Das kann zu einer Thrombose, einer vergrößerten Milz und konstitutionellen Symptomen wie Gewichtsverlust, Knochenschmerzen und Erschöpfung führen. Von dieser Krankheit ist pro Jahr rund einer von 100.000 Erwachsenen betroffen. Im schlimmsten Fall ist eine akute Leukämie mit einer kurzen Lebenserwartung die Folge. 

[b]Inhibitoren teilweise wirksam[/b]

Die Krankheit wird durch Mutationen ausgelöst, die dazu führen, dass die Tyrosinkinase JAK2 permanent aktiv ist und nicht nur dann aktiviert wird, wenn sie auch benötigt wird. Das bedeutet, dass das Knochenmark laufend Signale erhält, neue Blutzellen zu produzieren. Seit rund zehn Jahren kommen Inhibitoren zum Einsatz, die darauf abzielen, die Aktivität von JAK2 einzuschränken. Laut der Forschungsleiterin Sara Christina Meyer haben sich die Erwartungen in diesen Behandlungsansatz nicht vollständig erfüllt. Die Symptome bessern sich zwar, der Anteil der Leukämiezellen im Blut bleibt jedoch hoch und nach einigen Jahren sprechen die Patienten häufig nicht mehr auf die Behandlung an. 

„Wir befassen uns mit der Frage, warum diese zielgerichtete Therapie nicht wirkungsvoller ist." Das Team konzentriert sich auf den MAPK Signalweg, der bei der Entstehung mehrerer Krebserkrankungen eine Rolle spielt, und von JAK2 bei myeloproliferativen Neoplasien kontrolliert wird. Die Forscher haben bereits in früheren Studien herausgefunden, dass dieser Signalweg trotz der JAK2 Blockierung aktiv bleibt und weiter die Hämatopoese also die Blutbildung anregt.

Um dem Problem auf den Grund zu gehen, deaktivierte das Team daher ERK1/2 –einen wichtigen Bestandteil des MAPK Signalwegs – zusätzlich zu JAK2 und untersuchte, ob eine derartiges kombiniertes Abzielen bei der Behandlung von Leukämie erfolgreicher ist. Die Forscher setzten dafür drei verschiedene Testsysteme ein und zwar etablierte Zellkulturen für Leukämie, Mausmodelle für myeloische Leukämie und Blut- und Knochenmarkproben von Patienten. 

[b]Kombination wirksamer[/b]

Um ERK1/2 zu deaktivieren, nutzte das Team Inhibitoren, die erst seit kurzem verfügbar sind und ERK1/2 spezifisch blockieren. Eines der Präparate und ein zugelassenes Medikament wurden von dem Pharmaunternehmen Novartis zur Verfügung gestellt. Bei den Mausmodellen deaktivierten die Forscher auch mittels Verfahren der Molekularbiologie die Gene für ERK1/2. Bei allen drei Versuchsansätzen verbesserte sich die Wirksamkeit der Blockierung von JAK2 in Kombination mit dem Abzielen auf ERK1/2. Es konnte eine Verringerung der Produktion von Blutzellen und beim Mausmodell eine Verkleinerung der Milz nachgewiesen werden.

Für Meyer ist es vor allem ermutigend, dass die kombinierte Behandlung den Anteil der Leukämiezellen in Blut und Knochenmark verringert. Das sei bei JAK2 Inhibitoren allein kaum je der Fall. Es sei sogar denkbar, dass sich der Verlauf der Krankheit so langfristig beeinflussen lasse. Derzeit wird dieser Behandlungsansatz bereits an einer kleinen Anzahl von Patienten getestet. Meyer erwartete die ersten Ergebnisse in einigen Monaten. „Mir geht es darum, etwas zu finden, das nicht nur im Labor funktioniert, sondern den Betroffenen wirklich helfen kann." Die Forschungsergebnisse wurden in „Leukemia" veröffentlicht. 

(Ende)
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