pte20210430003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Getunte Bakterien fangen Mikroplastik ein

Klebrige Biofilme von Forschern der Polytechnischen Universität Hongkong wirken als Fallen


Faultürme einer Abwasserreinigungsanlage (Foto: Bernd Sterz, pixelio.de)
Faultürme einer Abwasserreinigungsanlage (Foto: Bernd Sterz, pixelio.de)

Hongkong (pte003/30.04.2021/06:10)

Wenn sich eine Technik durchsetzt, die Yang Liu an der Polytechnischen Universität Hongkong https://www.polyu.edu.hk/ entwickelt hat, kann Mikroplastik künftig bereits aus dem Wasser entfernt werden, ehe es ins Meer gelangt. Er verwendet bakterielle Biofilme, eine von Mikroorganismen erzeugte klebrige Substanz, die Mikroplastikpartikel einfangen. Wenn der Biofilm gesättigt ist, lassen sich die Plastikteilchen darin abtrennen, sodass sie recycelt werden können.

[b]Bakterien und Plastik lassen sich wieder trennen[/b]

Liu und seine Kollegen verwenden das Bakterium Pseudomonas aeruginosa, das sie in einem Bioreaktor kultivieren. Diese Bakterienart siedelt sich in Gewässern an. Sie ist äußerst widerstandsfähig, sodass sie in Abwässern eingesetzt werden kann. Sie bildet auf geeigneten Unterlagen einen Biofilm, der die Plastikpartikel daran hindert, ihren Weg ins Meer zu nehmen. Der Umgang mit ihnen ist allerdings nicht einfach. Das Bakterium löst bei Menschen so genannte nosokomiale Infektionen aus, die sehr schwer, oft sogar tödlich verlaufen können. Wenn der mit Mikroplastik angereicherte Biofilm aus dem Reaktor entnommen worden ist behandeln die Forscher ihn mit einem biologischen Mittel, das das Bakterium veranlasst, die Kunststoffteilchen freizugeben.

[b]Einsatz direkt im Abwasserstrom[/b]

Auch in Abwasserreinigungsanlage ist es bisher nicht möglich, die Schadteilchen zurückzuhalten. Das soll sich mit den Biofilmen ändern, die sich im Abwasser pudelwohl fühlen. Allerdings ist es unmöglich, die riesigen Mengen, die in einer solchen Anlage behandelt werden, durch Bioreaktoren zu schleusen. Deshalb ist Liu jetzt auf der Suche nach einem Verfahren, das sie direkt im Abwasserstrom arbeiten lässt. Dazu sind Siedlungsflächen nötig, auf denen der Biofilm trotz der Strömungen sicher haftet.

Von Mikroplastik spricht man bei Teilchengrößen von weniger als fünf Millimetern. Sie entstehen durch mechanische Zerkleinerung von größeren Kunststoffteilchen, vor allem aber durch ihren gewollten Einsatz in Kosmetika und den Abrieb von synthetischen Fasern beim Waschen und von Autoreifen durch den Kontakt mit der Straße. Auch Kunststoffabfälle, die direkt aus der Industrie kommen, spielen eine Rolle.

(Foto: Bernd Sterzl/pixelio.de)

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Kempkens
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: kempkens@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|