pte20180730001 Forschung/Entwicklung, Auto/Verkehr

Alzheimer senkt Selbstregulation bei Autofahrern

Offensichtliche Probleme im Verkehr werden oft nicht wahrgenommen


Verkehr: Alzheimer verändert Selbstwahrnehmung (Foto: pixelio.de, Jens Märker)
Verkehr: Alzheimer verändert Selbstwahrnehmung (Foto: pixelio.de, Jens Märker)

Lyon (pte001/30.07.2018/06:00) Das Früstadium der Alzheimer-Erkrankung beeinflusst Wahrnehmung, Motorik und Kognition - die Grundvoraussetzungen für das Autofahren. Zu dem Schluss kommen Forscher des Institut français des sciences et technologies des transports, de l'aménagement et des réseaux http://ifsttar.fr . Und dennoch fahren die Betroffenen mehrere Jahre weiter als Patienten mit anderen Demenzsymptomen. Verantwortlich dafür dürfte ein Defizit bei der Selbstwahrnehmung sein.

Große Fahrverhaltensstudie

Das Ziel der Analyse war es, die Selbstregulation bei älteren Menschen mit Alzheimer mittels einer Fahrverhaltensstudie genau zu untersuchen. Dafür wurde ein Gerät zur Videoaufzeichnung hinter dem Außenspiegel jedes Fahrzeugs angebracht. 20 Patienten mit Alzheimer im Frühstadium und 21 gesunde Erwachsene nahmen an der Studie teil. Zwei Psychologen beurteilten die Fahrleistung mittels einer speziell dafür entwickelten Skala - und zwar der Naturalistic Driving Assessment Scale. Ergebnis: Alzheimer-Patienten erlebten fast doppelt so viele kritische Ereignsse wie die gesunde Kontrollgruppe.

Die Experten haben Augenmerk auf die Fähigkeit zur Selbstregulation gelegt. Dabei geht es um die Fähigkeit, die Fahrgeschwindigkeit anzupassen, den Sicherheitsabstand einzuhalten, die Fahrbahnen korrekt zu wechseln und Handlungen entsprechend zu planen oder vorherzusehen. Alle kritischen Ereignisse im Bereich Sicherheit wie Unfälle, Beinahe-Unfälle und andere Vorfälle wurden aufgezeichnet. Fazit: Die Selbstregulation bei Alzheimer-Patienten war schwächer als bei gesunden Altersgenossen. Eine geringere Selbstkontrolle führt zur verringerten Fähigkeit in allen für das Fahren entscheidenden Bereichen.

Vorfälle nicht wahrgenommen

Mehrere Fahrverhaltensstudien haben gezeigt, dass die Anzahl der kritischen Ereignisse mit dem Unfallrisiko zusammenhängt. Interessant war, dass es sich bei zwei Drittel der kritischen Ereignisse um "unbewusste" Vorfälle handelte, bei denen der Fahrer des Fahrzeugs keine deutliche Reaktion zeigte. Jene Patienten mit der schlechtesten Selbstregulation verfügten auch über die meisten kritischen Ereignisse. Der Zusammenhang zwischen der Zahl kritischer Ereignisse und einer schlechteren Selbstregulation wurde bisher noch nicht nachgewiesen.

Eine Einschränkung liegt in der Sample-Größe. Fahrverhaltensstudien verfügen meist über eine geringe Teilnehmerzahl. Die Forscher berücksichtigten aber die alle Aufzeichnungen jedes Teilnehmers. Zahlreiche frühere Untersuchungen beschränkten sich laut den Forschern auf Stichproben. Auf automatisierte Analyseverfahren wurde verzichtet, da vor allem unbewusste kritische Ereignisse ohne sichtbare Reaktion nicht erfasst werden könnten.

Die künftige Entwicklung von Assistenzsystemen könnten auf taktische Komponenten abzielen, um Fahrzeuglenker zu unterstützen, die an kognitiven Defiziten leiden. Interessant wäre es laut den Experten auch zu untersuchen, wie diese Systeme von älteren Fahrern wahrgenommen werden. Testsysteme könnten von den Herstellern zum Beispiel in Fahrsimulatoren integriert werden. Details der aktuellen Erhebung wurden im "Journal of Alzheimer's Disease" publiziert.

(Ende)
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