pte20171214003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Erdbebenindikator für Fracking-Gebiete entwickelt

Drohende Katastrophen lassen sich dank neuer Auswertung abwenden


Fracking-Funktionsweise: Gelbe Punkte sind Mini-Erdbeben (Grafik:  Clara Yoon)
Fracking-Funktionsweise: Gelbe Punkte sind Mini-Erdbeben (Grafik: Clara Yoon)

Stanford (pte003/14.12.2017/06:10) Sehr schwache, bisher nicht erfassbare Erdbeben in Regionen, in denen Öl und Gas mit der Fracking-Methode gewonnen wird, sind oft Vorboten von schweren Beben, die erhebliche Zerstörungen anrichten. Das haben Forscher der Stanford University http://stanford.edu herausgefunden, nachdem sie Daten neu ausgewertet hatten, die vor dem Ausbruch von schwereren Beben gewonnen worden waren.

Produktion rechtzeitig einstellen

Als Beispiel diente ein Erdbeben der Stärke vier, das 2010 ein Fracking-Gebiet in Arkansas heimsuchte. Mit der neuen Auswertetechnik, die die Studentin Clara Yoon und William Ellsworth, Professor für Geowissenschaften, entwickelt haben, konnten sie nachweisen, dass es im Vorfeld des schweren Bebens kaum wahrnehmbare Erschütterungen in großer Zahl gegeben hatte. Mit diesem Verfahren lassen sich schwerere Beben künftig vorhersagen, sodass beispielsweise die Produktion zumindest vorübergehend eingestellt werden kann.

Das Verfahren ist auch für Deutschland und andere Länder interessant. Hierzulande ist Fracking in streng kontrolliertem Umfang erlaubt. Kritiker bemängeln, dass diese Technik Erdbeben auslösen und Trinkwassert verseuchen kann. "Die schwachen Erdbeben haben die gleiche Funktion wie einst Kanarienvögel in Kohlegruben", sagt Ellsworth. "Wenn sie auftreten, können sie als warnende Indikatoren für bestimmte Konstellationen im Untergrund angesehen werden, die vielleicht zu schweren Erdbeben führen." Als es noch keine zuverlässigen Messgeräte für das geruchlose Giftgas Kohlenmonoxid gab, hielten Bergleute untertage Kanarienvögel in Käfigen. Fielen diese von der Sitzstange, wurde der Bereich evakuiert.

Erdbeben in mehreren Staaten

Bei Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und verschiedenen Chemikalien in gas- oder ölführendes Gestein gepresst. Es zersplittert und gibt den Weg frei für die Förderung der fossilen Wertstoffe. Das Wasser tritt an der Erdoberfläche wieder aus und wird in vielen Fällen in eine geologische Formation unterhalb des Fracking-Bereichs gepresst. Das sei die Ursache für schwerere Erdbeben, so die bisher gängige Meinung von Wissenschaftlern, nicht das eigentliche Fracking. Texas, Oklahoma und andere US-Staaten, in denen Fracking angewandt wird, wurden bereits von schwereren Erdbeben heimgesucht.

Im Fall des Arkansas-Erdbeben untersuchte Yoon die schwachen seismischen Aktivitäten, die mit ihrer neuen Auswertemethode feststellbar waren. Innerhalb von drei Monaten zählte sie 14.000 Beben in der Nähe von Fracking-Regionen. In dieser Zeit wurde kein Abfallwasser in den tieferen Untergrund gepresst. Ursache musste also doch das Fracking sein.

"Das war eine Überraschung", sagt Gregory Beroza, Professor für Geophysik in Stanford. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Abfallwasserthese vertreten. Was nicht bedeutet, dass das Verpressen von Wasser keinen Einfluss auf das Auftreten von Erdbeben hat. Die neue Möglichkeit, schwache Erdbeben in existierenden Daten zu erkennen, sei eine kostengünstige Methode, die Bedrohung durch zerstörerische Ereignisse rechtzeitig zu erkennen, so Beroza.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Kempkens
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: kempkens@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|