pte20160908017 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

HNO-Kongress: Forschung und Fortschritt im Fokus

Themen reichen von Allergien bis hin zum seltenen Usher-Syndrom


Wien (pte017/08.09.2016/13:30) In Villach findet vom 14. bis 18. September die 60. Jahrestagung der Österreichischen HNO-Gesellschaft http://hno.at statt. "Wir erwarten 600 bis 700 HNO-Ärzte", freut sich Hans Edmund Eckel, Kongresspräsident und Präsident der Österreichischen HNO-Gesellschaft. Vorweg präsentierte er gemeinsam mit sechs Kolleginnen und Kollegen in Wien Auszüge aus dem Programm. Die Schwerpunkte liegen auf wissenschaftlichen Fortschritten und Erkenntnissen aus der angewandten Medizin. Gleichzeitig wird davor gewarnt, dass immer mehr Studienabgänger und junge Ärzte Österreich verlassen - der sogenannte "Brain Drain" greift um sich.

Implantate etablieren sich

Im Bereich der Hörbeeinträchtigungen gibt es Positives zu vermelden: Für taub geborene Kinder sind die bereits gut erprobten Cochlea-Implantate eine effektive Möglichkeit, um den Hörverlust auszugleichen. "Die Therapie muss möglichst früh eingeleitet werden, am besten im ersten Lebensjahr", erklärt Wolfgang Gstöttner, Vorstand der Universitäts-HNO-Klinik. Denn das Gehirn ist in seiner Entwicklung auch vom auditiven Input abhängig - bekommt es diesen erst später im Leben, können sich die entsprechenden Gehirnstrukturen nicht mehr so gut entwickeln.

Die Implantattechnik wird gleichzeitig immer kleiner und schonender: In Wien haben etwa 40 bis 50 Patienten bereits Hörgeräte mit elektroakustischer Stimulation, bei der das Restgehör genutzt und nur eine ganz dünne Elektrode in die Gehörschnecke eingeführt werden muss. Diese Technik ist besonders bei Hochfrequenzschwerhörigkeit hilfreich.

Kehlkopfschrittmacher helfen

Auch andernorts wird in der HNO-Praxis stark geforscht - ein Kehlkopfschrittmacher wurde in den vergangenen Jahren entwickelt, der bei Lähmungen der Stimmlippen (zum Beispiel durch eine Schilddrüsenoperation verursacht) die Atmung wieder verbessert, ohne wie etwa beim Luftröhrenschnitt die Stimme negativ zu beeinflussen. "Das System ist sicher und wird von den Patienten sehr gut akzeptiert", berichtet Oberarzt Claus Pototschnig von der Medizinischen Universität Innsbruck http://www.i-med.ac.at nach einer Studie mit neun Teilnehmern.

Mandel-OPs drastisch reduziert

Zu den häufigsten Operationen in der HNO-Praxis gehört die Entfernung der Mandeln. Diese ist aber nicht ganz ungefährlich, wie Wilhelm Streinzer, HNO-Facharzt in Wien, berichtet. Nachdem in den Jahren 2006/2007 fünf Kinder nach einer Mandeloperation verstorben sind, zogen die HNO-Spezialisten die Notbremse: Zwischen 2002 und 2010 konnten die Operationen bei den jüngsten Patienten (unter sechs Jahren) um 87 Prozent reduziert werden.

"Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind Schaden nehmen könnte, wenn es oft Antibiotika bekommt. Aber: Penicillin wirkt nicht auf den Menschen, nur auf Bakterien, und schadet daher dem Kind nicht", erklärt Kongresspräsident Eckel. Höchstens sekundäre Nebenwirkungen wie Durchfälle oder sehr selten allergische Reaktionen seien zu erwarten. "Mandeloperationen sind nicht harmlos", warnt er. Gleichzeitig sollten Antibiotika aber nur eingenommen werden, wenn es wirklich notwendig ist und nicht schon bei einem Anflug von Halsschmerzen.

Usher-Syndrom und Allergien

Erstmals wird auf dem Kongress auch eine Betroffenenvertreterin zu Wort kommen - Dominique Sturz, stellvertretende Vorsitzende des Forums für Usher-Syndrom, Hörsehbeeinträchtigung und Taubblindheit http://usher-taubblind.at . Die seltene Erbkrankheit geht mit Taubheit/Schwerhörigkeit und einer fortschreitenden Sehstörung einher. Zwölf Gendefekte sind als Verursachergene identifiziert. "Der Gentest muss automatisierter und standardisierter ablaufen", sagt Sturz, damit das Usher-Syndrom von anderen Erkrankungen abgegrenzt und adäquat behandelt werden kann.

Auch in Bezug auf Allergien wird vermehrt geforscht. "Ein wichtiges Forschungsziel ist, Maßnahmen zu finden, um die Schleimhaut direkt vor Allergenen zu schützen", berichtet Oberärztin Verena Niederberger-Leppin von der Medizinischen Universität Wien http//meduniwien.ac.at . Die Schleimhäute sollten nämlich eigentlich verhindern, dass das Immunsystem durch Allergene aktiviert wird. Auch Präventionsmaßnahmen wie ausgewogene Ernährung und Vermeidung von Schadstoffen wie Zigarettenrauch und KFZ-Abgase werden in Villach besprochen werden.

Fotos zur Pressekonferenz stehen unter http://fotodienst.pressetext.com/album/3573 als Download zur Verfügung.

(Ende)
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