pte20140403011 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Immunsystem bei Transplantation: Reset statt Pillen

Innovative Methode erfolgreich beim Ersetzen kranker Nieren eingesetzt


Organ-Screen: weniger Abstoßungsreaktion als Ziel (Foto: pixelio.de, Hartmut910)
Organ-Screen: weniger Abstoßungsreaktion als Ziel (Foto: pixelio.de, Hartmut910)

Atlanta (pte011/03.04.2014/10:39) Wissenschaftler der Emory University http://emory.edu haben ein Verfahren für den Neustart des Immunsystems nach einer Transplantation erstmals bei 20 Patienten getestet, die eine neue Niere erhalten haben. Normalerweise müssten sie bis zu 20 Medikamente täglich einnehmen und wären dem Risiko eines Nierenversagens oder einer Krebserkrankung sowie Nebenwirkungen wie Durchfall ausgesetzt. Für die Studie wurde das Immunsystem der Teilnehmer "neugestartet", damit es das neue Organ annimmt.

"Reset-Taste" gedrückt

Sieben Patienten benötigen im Zuge der neuen Methode jetzt nur noch eine einzelne Injektion im Monat. Weitere 13 Teilnehmer erhalten die Injektion und eine Tablette pro Tag. Das vom Team um Allan Kirk entwickelte Verfahren besteht aus drei Hauptteilen. Der erste ist das Medikament Alemtuzumab. Es wird während der Transplantation intravenös verabreicht.

Das Mittel löscht die weißen Blutkörperchen aus, die sonst das neue Organ angreifen würden. Die Anzahl der Lymphozyten verbessert sich in den nächsten zwölf bis 18 Monaten wieder. Diese Zellen akzeptieren in der Folge die neue Niere als eigenes Gewebe. Damit wird laut Kirk die "Reset-Taste" beim Immunsystem gedrückt.

Mit Belatacept wird ein zweiter Wirkstoff eingesetzt, der die neuen weißen Blutkörperchen dazu ermutigt, das Organ nicht abzustoßen. Injektionen werden am Anfang häufiger verabreicht. Sechs Monate nach der Transplantation ist eine Injektion pro Monat ausreichend. Abschließend erhalten die Patienten täglich eine Tablette des leichten Immunsuppressivums Sirolimus. Es zerstört alle älteren Lymphozyten, die die Gabe von Alemtuzumab überlebt haben.

Monatliche Injektion reicht

Die Ergebnisse sind vielversprechend. Ein Jahr nach dem Eingriff hatte keiner der Teilnehmer Symptome einer Organabstoßung. Eine Einnahme der Medikamente, die normalerweise nach einer Transplantation nötig ist, war nicht erforderlich. Zu diesem Zeitpunkt fragte Kirk zehn Patienten, ob sie die Einnahme von Sirolimus beenden wollten. Bis auf drei stoppten alle die Einnahme. Jetzt erhalten diese sieben nur noch die monatlichen Injektionen mit Sirolimus. Dreieinhalb Jahre nach den ersten Transplantationen geht es allen 20 Teilnehmern gut.

Seit den ersten Tests hat Kirk weitere 18 Patienten behandelt. Sie beginnen jetzt das Immunsuppressivum abzusetzen. Eine größere Studie soll im nächsten Monat beginnen. Eines Tages soll es laut dem Forscher möglich sein, das Verfahren so zu optimieren, dass auch Belatacept überflüssig wird, heißt es in einem Bericht des New Scientist.

Versuche, zwei Patienten so zu behandeln, mussten nach Anzeichen einer Abstoßung der Organe gestoppt werden. Kirk hofft, dieses Verfahren auch bei der Transplantation anderer Organe einsetzen zu können. Er ist zuversichtlich, dass die Wirkung der Behandlung anhaltend sein wird. Die Forschungsergebnisse wurden im American Journal of Transplantation http://amjtrans.com veröffentlicht.

(Ende)
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