pte20120608013 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

"Kollektive Manie" löste Schuldenkrise aus

Preisgekrönte Studie attestiert Bankern und Politikern Größenwahn


Mark Stein:
Mark Stein: "manische" Manager sahen Krise nicht (Foto: Universität Leicester)

Leicester (pte013/08.06.2012/13:50) Westliche Volkswirtschaften haben im Zuge der im Jahr 2008 einsetzenden Schuldenkrise reagiert wie es auch geisteskranke Menschen tun. Zu diesem Schluss kommt der britische Wissenschaftler Mark Stein von der School of Management der Universität Leicester http://bit.ly/Nm8Y62 . Banker, Ökonomen und Politiker haben zu Beginn der Krise eine gewisse "manische Kultur" geteilt. Diese war von Leugnung, Omipotenz und übertriebenem Triumphgefühl geprägt, weshalb alle Warnungen in den Wind geworfen wurden.

Omnipotenz und Triumphgefühl blendet

Die Krise war kein historischer Einzelfall, sondern könnte jederzeit wieder passieren, analysiert Stein. Man habe zwar sowohl 1991 in Japan als auch 1998 in Süd-Ost-Asien Warnsignale einer drohenden Wirtschaftskrise wahrgenommen, sie jedoch nicht ernsthaft beachtet. Der Forscher sieht dabei Parallelen zu den risikoreichen Kreditvergabemethoden in den USA und anderen Ländern. Der Brite wurde für seine Studie mit dem "iLab-Preis" für innovative Forschung von der European Academy of Management http://euram-online.org sowie der Imagination Laboratory Foundation http://imagilab.org ausgezeichnet.

"Ich beschäftige mich nun seit rund 20 Jahren mit sozioökonomischen Phänomenen und den Folgen sowie Ursachen von globalen Finanz- und Wirtschaftskrisen. Umso mehr freut es mich, diese Auszeichnung entgegen nehmen zu dürfen", erklärt der für die Preisverleihung gerade in den Niederlanden weilende Stein gegenüber pressetext.

Die Gründe und Ursachen für den großen Kollaps des Finanz- und Bankensystems in den westlichen Industrienationen sind gut dokumentiert. Doch es stellt sich die Frage, weshalb die führenden Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik nicht zeitgerecht dagegen gesteuert haben. Stein argumentiert, dass der Finanzsektor rund zwei Jahrzehnte vor den jeweils eintretenden Krisen an einer kollektiven Manie erkrankt ist. Durch überschwängliches Machtgefühl habe man stets versucht, die Überlegenheit der eigenen Volkswirtschaft unter Beweis zu stellen.

Anti-Kommunismus als Sackgasse

Als weiteren Grund für die Untätigkeit vor der sich abzeichnenden Krise bringt Stein das geblendete Triumphgefühl des Westens gegenüber der ehemals kommunistischen Wirtschaftsordnung ins Spiel. "Nach dem Kollaps des Kommunismus haben die westlichen Machthaber die trügerische Idee entwickelt, dass kapitalistische Volkswirtschaften jegliche Ähnlichkeiten mit kommunistischen Regimes meiden müssen, um somit die Liberalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte zu rechtfertigen," erklärt der Preisträger. Diese manische Antwort auf den Kommunismus habe katastrophale Auswirkungen gehabt. Die gegenwärtige Eurokrise sei eine davon. Ein Patentrezept für Krisenprävention gebe es allerdings nicht. Am wichtigsten sei es, wachsam und nachhaltig verantwortungsbewusst zu handeln, meint Stein.

Die preisgekrönte Studie "A Culture of Mania: A Psychoanalytic View of the Incubation of the 2008 Credit Crisis" ist online abrufbar unter http://bit.ly/LwPI3u .

(Ende)
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