pte20120331002 Umwelt/Energie, Kultur/Lifestyle

Granulate: Restmülltonne ungünstig für Verwertung

Deutsche Bundesregierung bekennt sich zur Recycling-Gesellschaft


Hausmüll: neue Trennkonzepte gefordert (Foto: pixeliop.de, siepmannH)
Hausmüll: neue Trennkonzepte gefordert (Foto: pixeliop.de, siepmannH)

Kassel (pte002/31.03.2012/06:05) Irgendwann landet jedes Gebrauchsgut in einer Müllverbrennungsanlage, da sich Deutschland aus guten Gründen dazu entschlossen hat, den Abfall nicht mehr direkt zu vergraben - im Entsorgerdeutsch auch "Deponierung" genannt. Es gibt allerdings Interessenvertreter auf kommunaler Seite, die den Abfall so schnell wie möglich in den Ofen schieben wollen. So etwas wird dann thermische Verwertung genannt, obwohl der energetische Wirkungsgrad der Anlagen eher bescheiden ist.

Rohstoffe zurückgewinnen

Unstrittig ist das ökologische Prinzip, Produkte wieder aufzufrischen, zu erneuern und für eine Wiederverwendung zu sorgen. Am Beispiel von Handys gelingt das über die sogenannte Refurbishing-Methode. "Die Verlängerung der Lebensdauer von Handys ist ein wichtiger Punkt, der in der Recyclingdebatte nicht vernachlässigt werden sollte. Über eine ausgefeilte Wartung und Reparatur kann man eine Menge erreichen", erläutert Dirk Müller vom Frankfurter After-Sales-Spezialisten Bitronic http://bitronic.eu .

Dem Experten nach geht es um eine geordnete Aufbereitung der Geräte und deren Verkauf und wenn gar nichts mehr geht, um eine fachmännische Entsorgung, um die der Rohstoffe wiederzugewinnen. Zudem müsse generell bei alten Handys darauf geachtet werden, die Restdaten zu bereinigen - das gelte sowohl für die Wiederverwendung als auch für das Recycling. Bilder, SMS, Kontakte und Apps sollten über ein Update gelöscht werden.

Energieeinsatz problematisch

Gerade die Reparatur ist oft ein wirksames und ökologisches Instrument im Umweltschutz. "Die lateinische Herkunft des Wortes 'reparare' meint nicht nur wiederherstellen und ausbessern, sondern auch erneuern. Im Reparieren steckt eben auch Innovationspotenzial. Das gelingt nur mit Einfallsreichtum und Ingenieurskunst", unterstreicht Müller. Ähnlich viel Geistkapital ist vonnöten, um den Abfall in einer Verwertungskaskade so lange wie möglich als Rohstoffquelle zu nutzen, bis er letztlich in einer Müllverbrennungsanlage landet.

Die deutsche Bundesregierung bekennt sich klar zur Recycling-Gesellschaft. An erster Stelle steht Vermeidung von Müll. Dann folgt Wiederverwendung, was man wiederverwenden kann. Denn dadurch lässt sich Energie sparen. Und dennoch: Recycling bedeutet immer auch, dass ein Stoff noch einmal unter Einsatz von Energie in einen bestimmten Zustand zurückgeführt wird, um daraus wiederum unter Einsatz von Energie ein neues Produkt herzustellen.

"Wenn ich ein Produkt aber weiter nutzen kann, weil es noch gar nicht sein Lebensende erreicht hat, ist die weitere Nutzung ökologisch am effizientesten", sagt Helge Wendenburg, Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz beim Bundesumweltministerium, auf dem Abfall- und Bioenergieforum http://abfallforum.de in Kassel. An dritter Stelle komme Recycling. "Wir müssen lernen, dass wir in Zukunft immer mehr Stoffe recyceln können."

Neue Ansätze erforderlich

Dieser Weg führt laut Wendenburg aber nicht über die Restmüll-Tonne. Hier setze man massiv auf energetische Brennstoffe und nur so nebenbei auf ein wenig Recycling. "Das reicht nicht. Aus allen uns bekannten Untersuchungen geht hervor, dass Recycling nur über die Getrenntsammlung funktioniert. Nur dann bekommt man Sekundärrohstoffe, die im industriellen Fertigungsprozess wieder eingesetzt werden können", erklärt Wendenburg.

Sobald Reststoffe hingegen mit Wertstoffen kombiniert werden, bekommt man einen minderwertigen Rohstoff, der sich vielleicht noch für die Produktion von Parkbänken eignet. Die Erklärung ist bei der genaueren Betrachtung des Restabfalls einfach. Abfallwirtschaftler bezeichnen das als "Hygieneabfall" - also Windeln oder sonstige Abfälle, die in der Küche oder im Badezimmer anfallen.

"Das stopfen wir in eine graue Tonne, packen noch gebrauchte Verpackungen und stoffgleiche Nichtverpackungen drauf, lassen das 14 Tage stehen, verdichten das Ganze noch ein wenig und anschließend geht der Abfall auf das Sortierband." Für Wendenburg keine geeignete Alternative. Als Ergebnis entstehe ein stinkendes Granulat, das aus Gründen des Arbeitsschutzes in keine Industrieanlage reinkommt. "Dieser Weg wird nie funktionieren", schlussfolgert Wendenburg.

(Ende)
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