pte20120221026 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Bluttest stellt Depression fest

Neun Biomarker sollen Diagnose "objektiver" machen


Depression: Nachweis im Blut möglich (Foto: pixelio.de/Jordison)
Depression: Nachweis im Blut möglich (Foto: pixelio.de/Jordison)

Cambridge (pte026/21.02.2012/13:55) Ob ein Mensch an Depression leidet oder nicht, könnte die Medizin schon bald auch per Bluttest feststellen. Forscher der Harvard Medical School http://hms.harvard.edu berichten in der Zeitschrift "Molecular Psychiatry", dass sich die Erkrankung auch über bestimmte Biomarker diagnostizieren lässt, und zwar mit hoher Präzision. Bestätigt sich das Ergebnis der Pilotstudie in weiteren Forschungen, könnte dies das Bild der Depression gehörig verändern.

Blutentnahme statt Couch

Die Wissenschaftler um George Papakostas untersuchten 36 Erwachsene mit starker Depression sowie 43 Gesunde als Kontrollgruppe. Sie überprüften deren Blutproben auf neun verschiedene Biomarker, die man bisher mit Depressionssymptomen in Verbindung bringt, darunter das Entzündungshemmer-Protein Alpha-1-Antitrypsin, der für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von Neuronen zuständige Wachstumsfaktor BDNF, das Stresshormon Cortisol oder andere Hormone wie Prolaktin und Resistin.

Ziel der Studie war zu zeigen, ob eine objektive Bestimmung von Depression die Diagnose-Genauigkeit verbessert. Dies trifft laut den Forschern zu, konnte doch bei 33 der 36 Patienten die Depression festgestellt werden. Ein weiterer Replikationsversuch mit 31 Diagnostizierten von 34 Patienten zeigte eine ähnliche Treffsicherheit. "Patienten erkennen ihre Krankheit somit vielleicht eher als behandelbare Krankheit statt sie nur mit Selbstzweifel und Stigma in Verbindung zu bringen", beschreibt Studien-Koautor John Bilello mögliche Vorteile des Ersatzes der psychologischen Diagnose durch biologische Techniken.

Wettlauf um Marker

Aktualisierung (21.02.2012, 14:30 Uhr): "Den Wunsch nach Biomarkern für Depression hat die Psychiatrie schon lange und die Forschung boomt dank neuer Untersuchungsformen etwa bei genetischen Polymorphismen oder Rezeptoren. In die kommende Ausgabe des Handbuches Psychischer Störungen DSM-V werden derartige Ergebnisse allerdings noch nicht eingehen", erklärt Siegfried Kasper, Leiter der Wiener Universitätsklink für Psychiatrie und Psychotherapie http://www.meduniwien.ac.at , im pressetext-Interview.

Einige biologische Veränderungen von Depression wie etwa jene von Serotonin oder Noradrenalin kennt man schon länger. In einer demnächst im Fachblatt "European Neuropsychopharmacology" veröffentlichten Verbundsstudie an behandlungsresistenten Patienten zeigt Kasper drei genetische Variablen, die ebenfalls als Biomarker dienen könnten. "In etwa fünf Jahren dürften sich wenige reliable Marker durchgesetzt haben, was die Akzeptanz der Psychiatrie deutlich fördern dürfte", prognostiziert der Experte. Doch bereits heute sprechen über 60 Prozent der Patienten auf psychiatrische Therapie an.

Abstract zur Studie unter http://www.nature.com/mp/journal/vaop/ncurrent/full/mp2011166a.html

(Ende)
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