pte20091020030 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

"Zukunft des Mobilfunks von Festnetz abhängig"

Telekom Austria kritisiert Regulierungspraxis - Deutschland als Vorbild


Telekom-CEO Ametsreiter kritisiert Regulierungspraxis (Foto: fotodienst.at)
Telekom-CEO Ametsreiter kritisiert Regulierungspraxis (Foto: fotodienst.at)

Wien (pte030/20.10.2009/13:30) Die österreichische Regulierungspraxis im Festnetzbereich führt angesichts des starken Wettbewerbs durch Kabel- und Mobilfunkbetreiber zu Marktverzerrungen. Notwendige Investitionen in die Glasfaser-Infrastruktur werden dadurch verhindert. Zu diesem Schluss kommt eine im Auftrag der Telekom Austria durchgeführte Vergleichsstudie des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) http://www.wik.org über die Kommunikationsmärkte in Österreich und Deutschland.

Regulierung hilft Mobilfunkern

"Obwohl der Wettbewerbsdruck in Deutschland im Vergleich zu Österreich erheblich geringer ist, sind die Märkte früher und umfassender dereguliert worden. Vielmehr muss man gar zu dem Schluss kommen, dass die auffallende Marktsituation in Österreich unter anderem durch die striktere Regulierung herbeigeführt wurde", erklärte WIK-Geschäftsführer Karl-Heinz Neumann heute, Dienstag, in Wien.

So macht der Anteil des Mobilfunks am Gesamtminutenvolumen in Österreich bereits an die 80 Prozent aus, während das Festnetz immer mehr an Boden verliert. Dennoch unterliegt Marktführer Telekom Austria http://www.telekom.at im Festnetz-Bereich weiterhin strengen Auflagen. "Wir würden gerne die Preise senken und Kunden mit Flatrate- und Bündelangeboten entgegenkommen. Ungeachtet des Wettbewerbdrucks durch Kabel- und Mobilfunkbetreiber erlaubt die derzeitige Regulierungspraxis dies allerdings nicht", kritisiert Telekom-Austria-CEO Hannes Ametsreiter.

Mobiles Breitband kann Datenexplosion nicht bewältigen

Eine weitere Schwächung des Festnetzes bleibe in Konsequenz nicht ohne Folgen für den Breitband-Ausbau in Österreich, folgern Neumann und Ametsreiter. Der Telekom- und Mobilkom-CEO sieht gar für die Zukunft des Mobilfunks ohne Festnetz schwarz. "Die Explosion der Datenmengen können wir mit mobilem Breitband allein sicher nicht bewältigen. Zusätzlich zur mobilen Infrastruktur brauchen wir ein Backbone-Netz, zumal der Datenverkehr zu 80 Prozent zuhause oder im Büro stattfindet", so Ametsreiter gegenüber pressetext. Das Festnetz mit seinen derzeit nicht genutzten Kapazitäten biete hier die idealen Voraussetzungen.

Mitbewerber profitieren von Deregulierung

Die Telekom investiert aktuell eine Mrd. Euro in den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur. Von einer Deregulierung und der erhöhten Wettbewerbsfähigkeit der Telekom im Breitband-Bereich würden neben den Kunden aber auch Mitbewerber profitieren, ist Ametsreiter überzeugt. "Es geht gerade im Bereich Breitband um den effizienten und ökonomisch sinnvollen Nutzen von Infrastruktur. Im Falle einer Deregulierung würden wir natürlich auch die Möglichkeiten schaffen, dass auch unsere Mitbewerber von der besseren Verknüpfung der verschiedenen Netzinfrastrukturen profitieren", meint Ametsreiter.

Bereits 2007 hat die Telekom Austria über ihre Festnetzanschlüsse nur mehr 18 Prozent des Gesamtmarktanteils im Bereich Sprachminuten erringen können - Tendenz fallend. Die derzeitige Regulierung im Festnetzbereich berücksichtige den Wettbewerbsdruck durch Kabel- und Mobilfunknetze nur unzureichend und sei folglich marktverzerrend, unterstreicht Regulierungsexperte Neumann. "Die Regulierungsbehörden in Europa fokussieren stark auf den Festnetzmarkt. Angesichts der Marktentwicklungen bei Mobilfunk und Kabel müssen einige Bewertungskriterien nun aber überdacht werden", meint Neumann im Gespräch mit pressetext.

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