pte20090908026 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Neuartiges Antibiotikum wirkt gegen resistente Keime

Wiener Forscher findet Leitstruktur eines vielversprechenden Moleküls


Thomas Magauer hat die Totalsynthese der neuen Substanz durchgeführt (Foto: privat)
Thomas Magauer hat die Totalsynthese der neuen Substanz durchgeführt (Foto: privat)

Wien (pte026/08.09.2009/11:49) Weltweit sind zahlreiche Forschergruppen damit beschäftigt, neue Antibiotika gegen multiresistente Keime zu finden. Vor allem in Krankenhäusern vermehren sich solche Keime, denn zahlreiche bekannte Antibiotika sind bereits wirkungslos geworden. Thomas Magauer vom Institut für Organische Chemie der Universität Wien http://orgchem.univie.ac.at ist im Rahmen seiner Dissertation eine fundamentale Neuentdeckung gelungen. Bei der Totalsynthese des Streptomyces-Stoffwechselprodukts Kendomycin hat der Forscher unter der Leitung von Johann Mulzer, Professor für Organische Chemie, die Leitstruktur für ein neuartiges Antibiotikum hergestellt, das auch gegen multiresistente Keime wirkt. Die Arbeit wurde in dem Fachjournal "Angewandte Chemie" veröffentlicht.

"Der Ausgangspunkt ist der Naturstoff Kendomycin, den wir in naturidentischer Form nachgebaut haben", so Magauer gegenüber pressetext. "Die biologischen Tests, die von Kollegen an der Universität Göttingen durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass die Wirkung dieses Stoffes großes Potenzial hat", erklärt der Wissenschaftler. Bei verschiedenen Tests habe sich herausgestellt, dass die Verbindung nicht nur antibiotisch, sondern auch entzündungshemmend wirkt und Anti-Tumoreigenschaften aufweist. Zudem könnte sie auch gegen Osteoporose eingesetzt werden.

Die neue Verbindung wirkt auch gegen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), ein besonders bösartigen Keim, der vermehrt in Krankenhäusern auftritt. "Gerade diese Keime, die bereits mit sehr vielen Antibiotika in Kontakt gekommen und resistent sind, bereiten den Forschern Kopfzerbrechen", erklärt Magauer. Da aber diese Keime nach einiger Zeit Resistenzen gegen das neue Antibiotikum bilden würden, müssen ständig neue Verbindungen entwickelt werden. "Der Vorteil der neuen Verbindung liegt darin, dass es sich hierbei um eine Leitstruktur handelt, die sehr variierbar ist. Einzelne Strukturelemente können verschoben, Seitenketten verlängert oder verkürzt werden", erklärt Magauer. Ähnlich wie bei Penicillin können aus ihr hunderte neue Verbindungen abgeleitet werden.

Mulzer verweist darauf, dass Magauer die Totalsynthese praktisch im Alleingang zu Ende geführt hat. "Die Vorarbeiten zur Isolierung der Substanz reichen bereits einige Jahre zurück", erklärt Magauer. Der spektroskopische Nachweis und der biologische Datenvergleich haben ergeben, dass die Verbindung passt. "Dieser Erfolg sowie das Wissen, dass diese Verbindung zu einem medizinisch verwendbaren Wirkstoff modifiziert werden kann, motivieren mich für die weitere Arbeit", meint Magauer. Wie lange es dauert, bis ein fertiges Medikament daraus hergestellt werden kann, könne man nicht sagen. "Wir sind auf der Suche nach Partnern, die an der Weiterführung der Untersuchungen interessiert sind", so der Wissenschaftler.

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