pte20081223001 Umwelt/Energie, Kultur/Lifestyle

Kinderarbeit in Feuerwerkskörper-Industrie

Silvesterkracher kommen zum Großteil aus Entwicklungsländern


Leuchtraketen: Kinderarbeit und umweltgift (Foto: G. Altmann/Pixelio)
Leuchtraketen: Kinderarbeit und umweltgift (Foto: G. Altmann/Pixelio)

Wien (pte001/23.12.2008/07:35) Feuerwerkskörper, Böller und Kracher mit denen das alte Jahr vertrieben und das neue begrüßt wird, erfreuen sich sehr großer Beliebtheit. Nun lassen zwei Nachrichten die Freunde der Knallerei aufhorchen: Forscher der Universität Wien haben zahlreiche Umweltgifte in den Leuchtraketen gefunden und eine Vielzahl der weltweit verwendeten Raketen und Böller stammt aus armen Ländern. Die Arbeitsbedingungen sind vielerorts menschenverachtend und Kinderarbeit steht an der Tagesordnung, kritisiert die internationale Entwicklungszusammenarbeit Jugend Eine Welt http://www.jugendeinewelt.at .

"Wir wollen die Konsumenten darauf aufmerksam machen und sie zu mehr Achtsamkeit beim Kauf bewegen", so Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt gegenüber pressetext. Der größte Feuerwerksproduzent weltweit ist China, gefolgt von Indien und einigen Staaten in Mittel- und Südamerika wie Peru, Guatemala und El Salvador. Meist erfolgt die Herstellung der Feuerwerkskörper unter schrecklichen Bedingungen. "Bestimmungen, die den Umgang mit den gefährlichen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen der Knaller und Raketen - wie Schwarzpulver - regeln sollen, existieren häufig nicht oder werden missachtet", kritisiert Heiserer. Die Feuerwerksindustrie sei eine Industrie der Armen. "Zwar gibt es einige gesetzliche Regelungen, die die Produktion sicher machen sollen, doch kontrolliert werden oft nur die Exportbetriebe." Damit die Exportfirmen mit den gnadenlos niedrigen Preisen mithalten können lassen sie die Feuerwerkskörper zum größten Teil in Heimarbeit fertigen. Dort ist dann keine Kontrolle mehr möglich. Häufig sind auch Kinder an der Produktion beteiligt.

In China und in Indien komme es immer wieder zu Unfällen in Betrieben, in denen Feuerwerkskörper hergestellt werden. Erst vor knapp zwei Monaten kamen in der Nähe von New Dehli 25 Menschen, darunter zwölf Kinder, bei einer Explosion in einer solchen Fabrik ums Leben. "Eine Katastrophe, die die Problematik der Feuerwerkskörper-Produktion und Kinderarbeit auf tragische Weise sichtbar macht", meint Heiserer.

Einer anderen Problematik sind Forscher um Georg Steinhauser vom Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien http://www.ati.ac.at im Wissenschaftsmagazin Atmospheric Environment in Saalbach auf einer Wiese nach dem Silvesterfest auf die Spur gekommen: "Wir haben große Mengen von Barium im Schnee gefunden", so der Forscher. Die Werte waren 580 Mal höher als normal. Feuerwerkskörper enthalten zur Farbgebung häufig Salze von Metallen. Barium sorgt beispielsweise für grünes Licht, Strontium für rotes und Natrium für gelbes. Extrem giftig ist Barium zwar nicht, es kann aber zu Atemnot und sogar zu Asthma führen. Doch auch andere Schadstoffe waren im Schnee rund um den Schauplatz des Feuerwerks nachweisbar. So etwa die neunfache Menge von Arsen und die sechsfache Menge von Strontium.

"Es besteht kein Zweifel, dass diese Verschmutzung durch die Feuerwerke entstanden ist", so die Autoren. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die durch die Knallkörper produzierten Aerosole an den Schneeflocken anlagern." Allerdings war die hohe Konzentration an Schadstoffen nur in der unmittelbaren Umgebung feststellbar und auf den Messstationen auf den umliegenden Bergen nicht mehr.

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