pte20080521025 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Allianz-Mitarbeiter seit 120 Tagen im Streik

Verhaftungen von Gewerkschaftern und Entlassungen an der Tagesordnung


Mitarbeiter der Allianz seit Monaten im Streik (Foto: allianz.com)
Mitarbeiter der Allianz seit Monaten im Streik (Foto: allianz.com)

München (pte025/21.05.2008/12:27) Mitarbeiter des Münchner Versicherungskonzerns Allianz http://www.allianz.de in Südkorea befinden sich seit dem 23. Januar 2008 im Streik. In ihrem Kampf gegen ein neues Vergütungssystem haben rund 800 Arbeitnehmer und anfangs 167 Filialleiter am Korea-Standort von Allianz Leben die drastischen Maßnahmen ergriffen. Angesichts der erfolgten Entlassungen von 87 Filialleitern nahmen die restlichen Manager ihre Arbeit wieder auf. Sie akzeptierten die Bedingungen der Geschäftsführung, um eine Kündigung zu vermeiden, wie der Spiegel berichtet. Der Mitarbeiterstreik werde jedoch solange fortgeführt, bis sich die Geschäftsführung zu Gesprächen über das Gehaltssystem bereit erklärt, kündigt die Firmengewerkschaft "Allianz Life Korea Union" (ALKU) an. "Das Management in Südkorea hat der Gewerkschaft immer wieder Gespräche angeboten. Die Verhandlungen laufen seit mittlerweile drei Jahren auch mit der Dachgewerkschaft", entgegnet Allianz-Sprecherin Gesa Walter im Gespräch mit pressetext. Alleine im Laufe dieses Jahres habe es rund 20 Angebote gegeben.

Die neu eingeführte Vergütungsregelung durch die Arbeitgeber sieht vor, dass Mitarbeitergehälter nach individuellen Bewertungen ihrer Leistungen angepasst werden. Angaben der ALKU zufolge sei dies nicht mit den Arbeitnehmern abgesprochen worden, sondern willkürlich und ohne Achtung des Arbeitsgesetzes geschehen. Anstatt in den vergangenen 120 Tagen zu einer Lösung des Problems beizutragen, habe sich die Unternehmensführung eigenmächtig und kontraproduktiv verhalten.

Vor der Abreise der Gewerkschaftsführung zur Hauptversammlung in München seien der ALKU-Chef und zwei Stellvertreter aufgrund wirtschaftsschädigenden Verhaltens verhaftet worden. Die ALKU argumentiert, dies sei vom Korea-Management der Allianz durch massiven Druck auf die Staatsanwaltschaft durchgesetzt worden. "Die Verhaftungen wurden von der Staatsanwaltschaft wegen illegalen Verhaltens durchgeführt. In keinem Land der Erde ist die Allianz dazu in der Lage, Verhaftungen durchzusetzen", widerspricht Walter. "Die Gewerkschaft von Allianz Leben Südkorea ist auf rechtlicher Basis in den Streik getreten, um das Recht der Angestellten gegenüber dem illegalen Handeln des Managements einzufordern, das sowohl den Kollektivvertrag als auch das Arbeitsgesetz übertreten hat. Das Unternehmen hat das Aussperren der Filialleiter angeordnet und absichtlich fälschlich behauptet, der friedliche und legale Streik sei illegal, um den Gewerkschaftsvorsitzenden verhaften zu lassen", argumentiert die ALKU.

Im Rahmen der Hauptversammlung forderte eine Gewerkschaftsdelegation "die deutsche Zentrale von Allianz Leben auf, sich aktiv für eine Lösung des Konflikts zwischen Management und Angestellten bei ihrem Ableger in Südkorea einzusetzen." Die Konzernleitung sieht jedoch die koreanische Geschäftsführung dazu in die Pflicht genommen, den Konflikt zu regeln. "Die Abschaffung des Vergütungssystems steht nicht zur Debatte. Das koreanische Management ist aber weiterhin zu Verhandlungen über die Bedingungen des Systems bereit", so Walter im pressetext-Gespräch. Die Einladungen zu den Verhandlungen seien vonseiten der ALKU bisher ausgeschlagen worden. Darüber hinaus habe es in den vergangenen drei Jahren ohnehin erhebliche Lohnerhöhungen gegeben. Die Reform des Vergütungssystems beabsichtige lediglich, Anpassungen künftig nicht mehr pauschal, sondern individuell vorzunehmen. Angaben der Gewerkschaft Ver.di zufolge habe es der Münchner Allianz-Vorstand im Februar abgelehnt, mit einer koreanischen Delegation aus Betriebsräten und Gewerkschaftern Gespräche zu führen. Seither habe sich an der Situation nichts geändert.

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