pte20071221015 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Mediale Krisenberichterstattung lückenhaft

Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht Liste der zehn vergessenen Konflikte


Somalia zählt zu den vergessenen Krisenherden 2007 (Foto: Ärzte ohne Grenzen)
Somalia zählt zu den vergessenen Krisenherden 2007 (Foto: Ärzte ohne Grenzen)

Wien (pte015/21.12.2007/12:10) Die Medienberichterstattung über Krisen- und Konfliktgebiete gestaltet sich nach wie vor lückenhaft. Wie in der Vergangenheit wurde auch in diesem Jahr wieder auf viele Regionen, in denen Menschen unter Krieg, Armut und Hunger leiden, mehr oder weniger vergessen. So bekam die Weltöffentlichkeit beispielsweise über Krisen in der Zentralafrikanischen Republik, in Somalia oder Sri Lanka kaum etwas mit. Die internationale Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) http://www.aerzte-ohne-grenzen.at macht zum wiederholten Mal auf die willkürliche Berichterstattung aufmerksam und veröffentlichte eine Liste mit den zehn "blinden Flecken" 2007.

"Ausschlaggebende Kriterien für die Medien sind sicher die Distanz, aber auch der Bezug des jeweiligen Landes zu dem betreffenden Krisengebiet. In Österreich war der Tsunami das beste Beispiel dafür. Thailand als Touristendestination wurde ganz anders bewertet, als etwa Indonesien, das eigentlich viel stärker betroffen war", erklärt Eva Hosp, Pressesprecherin Ärzte ohne Grenzen in Österreich, gegenüber pressetext. Bei der Organisation gingen häufig Anfragen von Journalisten ein, ob es Österreicher in dem jeweiligen Land gebe, über das Ärzte ohne Grenzen kommuniziert. Wenn nicht, dann werde oft auch nicht berichtet. So zählten in diesem Jahr auch Nationen wie Kolumbien, Burma, Simbabwe, die Demokratische Republik Kongo und Tschetschenien zu den Lücken in der Medienberichterstattung. Aber auch auf Themen wie Tuberkulose und Mangelernährung bei Kindern wurde laut Ärzte ohne Grenzen vergessen.

Die Hilfsorganisation versucht mit der jährlichen Liste, die seit 1998 veröffentlicht wird, auf das Ausmaß von Krisen und Konflikten hinzuweisen, die in den Medien keinen Platz gefunden haben. Denn die mediale Resonanz sei für die betroffenen Gebiete oftmals entscheidend und könne einen wesentlichen Beitrag zur Lösung von Problemen leisten. "Die Möglichkeiten, darüber zu berichten, sind ganz einfach, es auch dann zu tun, wenn kein Bezug zum jeweiligen Land besteht", meint Hosp. Über die in der aktuellen Liste aufgeführten Krisen wurde von Januar bis November in den drei großen US-Fernsehsendern beispielsweise nur 18 Minuten in den Abendnachrichten berichtet.

Die Liste werde von Ärzte ohne Grenzen weltweit herausgegeben und spiegle die Berichterstattung quer über den Globus wider. Dennoch gebe es Unterschiede. "Europäische Länder mit kolonialer Vergangenheit etwa berichten schon mehr über Afrika als zum Beispiel Österreich", sagt Hosp auf Nachfrage von pressetext. In den USA sei die Situation ähnlich wie hierzulande und die Liste der Top Ten gehe auch von dort aus. In den vergangenen zehn Jahren standen Kongo und Kolumbien mit je neun Mal am häufigsten darauf.

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