pte20061205015 Medizin/Wellness

Hunger verantwortlich für Kannibalismus der Neandertaler

Neue Studien sollen Bild der frühen Verwandten verändern


Antonio Rosas
Antonio Rosas

Madrid (pte015/05.12.2006/10:00) Neandertaler lebten ein hartes Leben, manchmal so nah am Verhungern, dass sie Verstorbene aßen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Museo Nacional de Ciencias Naturales http://www.mncn.csic.es gekommen. Die moderne Sicht der Neandertaler als plumpe und nicht sehr intelligente Rohlinge kann durch neue Forschungsergebnisse, die Einblicke in ihren schweren Überlebenskampf ermöglichen, in Frage gestellt werden. Das Team um Antonio Rosas untersuchte 43.000 Jahre alte Überreste in der El Sidrón Höhle im Norden der Iberischen Halbinsel. Diese Höhle ist besonders reich an sterblichen Überresten. Seit ihrer Entdeckung 1994 wurden rund 1.300 Fossilien von Neandertalern freigelegt. Das neue Bild, das sich aus dieser Grabung ergibt, soll jetzt das Verständnis dieser viel geschmähten menschlichen Verwandten verbessern. Die Ergebnisse der Studie wurden in den Proceedings of the National Academy of Sciences http://www.pnas.org veröffentlicht.

Die Wissenschafter untersuchten die Zähne von acht Neandertalern und fanden Beweise für eine Unterentwicklung, eine Hypoplasie. Hinweise darauf, dass die Betroffenen eine Periode des Hungers überstehen mussten. Die an manchen der Knochen sichtbaren Schnitte legen nahe, dass es zu Kannibalismus kam. Laut Rosas ist eine mögliche Erklärung, dass die Umweltbedingungen die Neandertaler zwangen alles zu essen, was erreichbar war, auch menschliches Fleisch. Eine weitere Erklärung könnte sein, dass der Kannibalismus eine symbolische Bedeutung hatte, ähnlich wie bei den menschlichen Jägern und Sammlern. "Anzeichen für Kannibalismus könnten uns etwas über das Seelenleben der Neandertaler erzählen."

Der Vergleich mit Fossilien von anderen Grabungsstätten des Wissenschafters ergab laut New Scientist, dass es morphologische Unterschiede zwischen dem Süden und dem Norden gibt. Die im Süden lebenden Neandertaler verfügten über breitere Gesichter und Kiefer. Damit wird die These unterstützt, dass die Neandertaler-Populationen sich möglicherweise aufgrund von Umweltfaktoren voneinander unterschieden. Rosas betont, dass die Neandertaler immer wieder als unkultiviert angesehen wurden. Neue Forschungsergebnisse könnten helfen dieses Bild zu verändern. "Alle Forscher meines Faches empfinden eine gewisse Liebe für die Art, die sie untersuchen und bei mir sind es eben die Neandertaler."

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