pte20060526025 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

Jubel um Hair-Musical-Premiere in Leipzig

Musikalisches Experiment in der sächsischen Stadt erfolgreich


Leipzig (pte025/26.05.2006/13:55) Eine Premiere im doppelten Sinne des Wortes haben Musical-Fans am Donnerstag abend an der Leipziger Oper erlebt. Erstmals in einer Co-Produktion von Oper und Musikalischer Komödie (MUKO) gelangte das Love & Rock Spektakel HAIR von Gerome Ragni und James Rado mit Musik von Galt MacDermoot zur Aufführung. Der Jubel des ausverkauften Hauses war dementsprechend groß; trotz anfänglichem Stotterns in der Abstimmung zwischen Orchester und Gesang sprang der Funken alsbald auf das Publikum über. Opern-Intendant Henri Maier und MuKo-Direktor Dr. Volker Mattern lobten im Anschluss die Gesamtleistung trotz "dramaturgischer Schwächen", die das Hippie-Stück der 60er Jahr habe.

Das Musical HAIR erzählt die Geschichte des jungen Aussteigers Claude Hooper Bukowski, den der Einberufungsbefehl zum Vietnamkrieg ereilt. Das Hoteldach, auf das er sich mit einer Gruppe von Hippies zurückgezogen hat, um seine Lebensweise zu verteidigen, ist im Bühnenbild von Stefanie Klie eine schräge weiße Fläche mit dem roten Neon-Schriftzug des Hotels im Hintergrund, und einem Geländer samt metallenem Stiegenabgang, darüber Tränengas und dunkelblauer Nachthimmel. Da ist kein "flower-power" zu verspüren. Ein übriges tun die bedrohlich in schwarzen Lederrüstungen mit Schlagstöcken und Schild ausgerüsteten Polizisten, die auf die Besetzer einschlagen.

Die Regisseurin Ana Christine Haffter hat sich weniger am gewaltfreien Love & Peace Motto der 60er Jahre denn an gewalttätigen Hausbesetzerszenen in Westdeutschland der 80er orientiert, mit der Allmacht des Staates hat man wohl auch in Leipzig so seine Erfahrungen gemacht. Die Beklemmung bei den Gewaltszenen während der Räumung des Hoteldachs durch die schwarzen Polizisten war spürbar. Bei der Kostümierung der Blumenkinder und bei der Choreografie ist solides Handwerk angesagt, für Außergewöhnliches kein Platz. Anders als im Original der 60er Jahre, wo man weder mit blanken Brüsten noch mit nackten Hinterteilen sparte, hält man sich in Leipzig an die Opern-Ettikette.

Das laut MuKo-Direktor Mattern aus ganz Deutschland "zusammengecastete" Ensemble macht seine Sache sehr gut, Gesang und Tanz sind sehr engagiert, wenn auch wenig überraschendes in der Choreografie zu finden ist. Besonderen Applaus erhielten Sanni Luis als Sheela, auch Uli Scherbel als Claude und Michael Knese als Woof. Wohltuend sind die sehr vielfältigen und unterschiedlichen Stimmcharaktäre, die dem Musical Breite und Tiefe zugleich geben. Herausragend und beachtlich ist jedenfalls die musikalische Leistung, für die der junge Schweriner Kapellmeister Stefan Diederich verantwortlich zeichnet. Ihm war anzusehen, dass er hier keine Pflichtübung zu machen hat, sondern ganz in seinem Element ist. Begeisterter Applaus nach dem Aquarius am Ende war die Belohnung.

Weitere Aufführungen: 30. Mai, 31. Mai, 1. Juni, 6., 7., 8. und 9. Juni 2006 http://www.oper-leipzig.de

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