pte20060519033 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Wikipedia: 400.000 deutschsprachige Artikel - Kein Ende in Sicht

Über 4,1 Mill. Artikel weltweit - verbesserte Suchfunktion geplant


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Berlin/Karlsruhe (pte033/19.05.2006/13:58) Am Donnerstag wurde der vierhunderttausendste Artikel in die deutschsprachige Ausgabe der Online-Enzyklopädie Wikipedia http://www.wikipedia.de gestellt. Die Anzahl der von freiwilligen Autoren verfassten Einträge steigt immer schneller an: Die ersten 100.000 deutschen Artikel entstanden in einem Zeitraum von drei Jahren, die letzten 100.000 innerhalb von acht Monaten. Dieses rasante Wachstum ist den 20.000 registrierten und unzähligen unregistrierten Nutzern zu verdanken. Die deutschsprachige Version von Wikipedia liegt damit auf Platz 2 der über 200 verschiedenen Sprachausgaben. Führend ist die englische Ausgabe mit derzeit über 1,1 Mill. Artikeln, die allerdings nicht so restriktiv auf Relevanz überprüft werden, wie in der deutschen Version. In allen Sprachversionen zusammen finden sich mehr als 4,1 Mill. Artikel.

Den durchschlagenden Erfolg erklärt Kurt Jansson, Vorstandsvorsitzender von Wikimedia Deutschland http://www.wikimedia.de/ , mit der Communitybildung, die sich durch gemeinsames Anpassen der Artikel entwickelt hat. Das freie Wikipedia-Konzept bringt natürlich das Risiko von Urheberrechtsverletzungen mit sich, die aber aufgrund dauernder Kontrolle laut Jansson kein großes Problem darstellen. "Auf Wikipedia geschriebene Artikel unterliegen der GNU-Lizenz, die erlaubt, dass andere die Artikel nehmen, verändern und an anderer Stelle verwenden können", erklärt Jansson das Konzept gegenüber pressetext.

An Qualität stehen die Artikel jenen renommierter Nachschlagewerke kaum nach, wie eine Studie des Magazins Nature zeigte: "In Wikipedia wurden 3,8 Fehler pro Artikel gefunden, in der Enzyklopädie Britannica 2,9. Wir spielen sozusagen in der gleichen Liga", meint Jansson. Trotzdem sei ein Unterschied zwischen verschiedenen Bereichen erkennbar. In den Naturwissenschaften sei Wikipedia schon sehr gut, für einige geisteswissenschaftliche Themen würden noch Autoren gesucht. "Dem Leser muss aber bewusst sein, dass in jedem Nachschlagewerk Fehler vorkommen können. Deshalb ist es immer nötig, mehrere Quellen heranzuziehen."

Wichtig für Wikipedia ist es Neutralität zu bewahren. In der ersten Version eines Artikels sei hin und wieder die persönliche Meinung des Autors noch zu erkennen, mit zunehmender Überarbeitung werde der Inhalt jedoch immer objektiver. Das Projekt wird ausschließlich durch Spenden finanziert und es findet sich auch keine Werbung auf der Internetseite. "Das ist uns sehr wichtig, denn es stellt unsere Unabhängigkeit dar", erklärt Jansson. Die Lebensfähigkeit sei derzeit jedenfalls nicht bedroht. "Es ist genügend Geld vorhanden, um die Server und den Traffic zu bezahlen."

Nicht nur die Inhalte, auch die Software wird ständig weiterentwickelt. In dem Semantic-Wiki-Project http://wiki.ontoworld.org/ des Instituts für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren der Universität Karlsruhe http://www.aifb.uni-karlsruhe.de/ arbeiten Wissenschaftler gerade daran, die Suchfunktion zu verbessern. Artikel sollen durch so genannte "Typed Links" und "Attributes" miteinander verknüpft werden, um beispielsweise das Erstellen von Listen zu vereinfachen: "Wenn ich wissen will, in welchen deutschen Städten mit mehr als 250.000 Einwohnern es Bürgermeisterinnen gibt, muss ich alle Artikel einzeln lesen. Wir entwickeln eine Software, die es möglich machen soll, so eine Liste per Computer zu erstellen", erklärt Markus Krötzsch, Projektmitarbeiter, gegenüber pressetext. Mit der momentanen einfachen Textsuche kommt man bei solchen Anfragen nicht weit. Das Wissen ist in Wikipedia aber meistens schon gespeichert, es sei nur eine Frage der Aufbereitung: "Ein Computer kann mit Texten für Menschen nichts anfangen, daher muss das Wissen in Datenbanken gespeichert werden, die ein Computer lesen kann", so Krötzsch. Wann die neue Software in das offizielle Wikipedia eingefügt wird, steht laut Krötzsch noch nicht fest: "Wahrscheinlich in den nächsten Monaten, aber wir haben noch keine konkreten Zusagen."

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