pte20060119025 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Menschliches Chromosom-8 entschlüsselt

Daten wichtig zur Vorhersage von Krankheiten


Chromosomen enthalten mehrer Millionen Basenpaare
Chromosomen enthalten mehrer Millionen Basenpaare

Jena/Bonn (pte025/19.01.2006/13:15) Der Aufbau des menschlichen Chromosoms-8 ist aufgeklärt. Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) http://www.ngfn.de haben zusammen mit internationalen Kollegen das 142 Mio. Basen lange Chromosom analysiert. Es ist das 17. der 46 menschlichen Chromosomen, das bislang entschlüsselt werden konnte. Bei der Auswertung der Daten entdeckten die Forscher eine Besonderheit:"Das Chromosom-8 besitzt einen extrem variablen Abschnitt an einem seiner Enden", erklärt Matthias Platzer, Leiter der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) http://www.bmbf.de geförderten Studie, im Gespräch mit pressetext. "Dieser Abschnitt des Chromosoms-8 hat sich in den letzten sechs Mio. Jahren schneller und stärker verändert als andere chromosomale Abschnitte." Der 15 Mio. Basen umfassende Bereich variiere stark von Mensch zu Mensch und unterscheide sich auch deutlich vom Schimpansen, so Platzer. Im Durchschnitt sind 98,7 Prozent der Erbinformation von Mensch und Schimpanse identisch.

Innerhalb des variablen Abschnitts des Chromosoms-8 machten die Forscher noch eine andere Entdeckung: Er enthält Gene, die zur angeborenen Immunität des Menschen beitragen. Mit Immunität bezeichnen die Forscher die Abwehrmechanismen des Körpers, die kurze Zeit nach dem Eindringen eines mikrobiellen Angreifers aktiviert werden. Eine Gruppe der dafür zuständigen Gene sind die so genannten Defensine, körpereigene Antibiotika, die den Organismus vor Bakterien, Pilzen und Viren schützen. Da die Defensine in dem variablen Bereich des Chromosoms-8 liegen, unterscheiden sich Art und Anzahl von Mensch zu Mensch. Ob man daraus Rückschlüsse darauf ziehen kann, wie hoch das Risiko für einen Menschen ist, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, wird zur Zeit erforscht. "Wir arbeiten gerade daran, mit Hilfe der Defensine das Risiko für Infektionskrankeiten und Krebs zu bestimmen", berichtet Platzer. "Defensine könnten unter Umständen auch als Antibiotika entwickelt werden, allerdings wäre dies vermutlich sehr teuer und nur kurze Zeit haltbar."

Bis die voraussagenden Krankheitstests in den Arztpraxen angewendet werden können, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Fünf bis zehn Jahre, schätzt Platzer, wird es dauern, bis das molekulargenetische Verfahren zur Bestimmung von Ausprägung und Anzahl der Defensine praxistauglich ist. Zur Entwicklung von Therapien sei es ein noch weiterer Weg. "Die Analyse des Chromosom-8 wird die Arbeit aber erheblich erleichtern", erklärt Platzer. "Ungefähr drei Jahre können so gespart werden. Statt ganz von vorne beginnen zu müssen, können Forscher sich nun den Aufbau des Chromosom-8 aus dem Internet herunterladen."

(Ende)
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