pte20021129032 Medien/Kommunikation

Digitales TV: Ein "ordnungspolitischer Sündenfall"

Experten kritisieren Katz- und Maus-spiel der Medienpolitik


Berlin (pte032/29.11.2002/16:23) Als ordnungspolitischen Sündenfall bezeichnen Experten die von der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) betriebene Einführung des Digitalfernsehens über Hausantennen (DVB-T). Das berichtet die Zeitschrift Criticon http://www.criticon.de in ihrer Dezember-Ausgabe.

In der öffentlichen Diskussion reduziere man die DVB-T-Kosten für Fernsehhaushalte auf den Anschaffungspreis für Set-Top-Boxen und die GEZ-Gebühren. Vertreter der mabb würden sogar mit diesem Argument bei Fernsehzuschauern für einen Ausstieg aus Kabel oder Satellit werben. Aber selbst Ulrich Reimers von der TU Braunschweig, der "Vater des digitalen Fernsehens", gestehe ein, dass DVB-T von Kosten und Leistungen her keinesfalls mit den klassischen Standards mithalten könne.

mabb-Chef Hans Hege hofft, dass durch die Digitalisierung das "Antennenfernsehen eine echte Alternative zu Kabel und Satellit wird". Zuschauer, die sich eine Set-Top-Box kaufen, könnten künftig über Antenne ohne Monatsgebühr fast genauso viele Programme empfangen wie derzeit im Kabel. "Ich halte die Aussagen von Hege wettbewerbspolitisch und kartellrechtlich für sehr problematisch", so Ralf Sürtenich von der Wiesbadener Beratungsfirma insieme consult http://www.insieme-consult.de . Hege selbst habe darauf hingewiesen, dass die digitale Übertragungstechnik "um ungefähr 50 Prozent kostenintensiver" sei als das analoge Verfahren. Auf Dauer werde digitales Fernsehen über Antenne deshalb wohl kaum "kostenlos" zu haben sein. "Hier treibt die Landesmedienanstalt ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Öffentlichkeit. Hege hat unsere Berechnungen unfreiwillig bestätigt. Da der deutsche Markt dem holländischen Markt sehr ähnlich ist, dort liegt die terrestrische Fernsehnutzung nur noch bei drei Prozent, werden wir am Ende auch in Berlin eine ähnliche Situation vorfinden: DVB-T gegen eine monatliche Extragebühr. Und bei der Abdeckung beschränken sich die Holländer auf stationären Empfang".

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