pte20010301005 in Forschung

Statistik Austria erspart sich Online-Volkszählung

Moderne IT-Lösungen reduzieren Auswertungszeit - Vernetzte Daten ersetzen künftig Vollerhebung


Wien (pte005/01.03.2001/09:00) Die ab 15. Mai 2001 in ganz Österreich startende "Großzählung 2001" basiert auf modernen Softwareanwendungen und Codierverfahren, eine Online-Erfassung ist jedoch nicht vorgesehen. Im Unterschied zur Schweiz, wo Bürger mittels Benutzername und Passwort die Fragebögen auch online ausfüllen konnten, verzichtet die Statistik Österreich http://www.statistik.at primär aus Kostengründen auf diese Möglichkeit: "Wir arbeiten mit Steuergeldern und ein Online-System hätte die Volkszählung enorm verteuert", begründet Karl Isamberth, Projektleiter der Großzählung 2001, gegenüber pressetext.austria die Entscheidung.

Eine genaue Zahl, wieviel ein Online-Fragebogen und dessen Auswertung zusätzlich gekostet hätte, konnte er jedoch nicht nennen: "Nicht einmal für diese Erhebung haben wir genug Geld". Selbst auf die Gefahr hin, "dass wir jetzt als Ewiggestrige bezeichnet werden" führt Isamberth auch Sicherheits- und Effizienzaspekte als Grund für die Internet-Abstinenz an. So könne niemand kontrollieren, wer den Fragebogen wirklich ausfüllt und die Rücklaufquote sei sehr gering, wie das Beispiel Schweiz zeige.

Ganz ohne Internet läuft die Großzählung (Volks-, Gebäude-, Wohnungs- sowie Arbeitsstättenzählung) doch nicht ab. Bereits seit Anfang Februar gibt es für alle 2.360 Gemeinden die so genannte "Gemeindesoftware Großzählung (GSG)2001"-Web-Applikation, womit bis 15. Mai der Sollmeldebestand eingetragen wird. Die gesammelten Meldebestände werden in ein zentrales Melderegister eingetragen. Während der Vollerhebung werden die bestehenden Daten dann - wenn notwendig - aktualisiert, was die Abwicklung deutlich beschleunigen soll: "Es erfolgt eine Art Soll-Ist-Vergleich der Daten", so Isamberth. Die plattformunabhängige Software wurde vom Bundesrechenzentrum entwickelt, es können bis zu 6.000 User gleichzeitig mit der Anwendung arbeiten.

Auch bei der Auswertung der zwischen Juni und August eintreffenden Fragebögen greift die Statistik Austria zu modernen EDV-Hilfsmitteln. Die Datenerfassung erfolgt über Scanner, die Bildpunkte (Images) abspeichern. Bei der anschließenden "Recognition" versucht ein Programm, die Images als Markierungen, Ziffern und Buchstaben zu erkennen. Dabei wird auch die Wahrscheinlichkeit der Erkennung gespeichert. Besonders stolz sind die Volkszähler auf die weitgehend automatische Vercodung nach der Bigramm-Methode. Hierbei wird die Textantwort in Bigramme (Gruppe von zwei Buchstaben) zerlegt und in einem "natursprachlichen Dictionary" verglichen.

"Durch die Vercodung der Texteingaben haben wir uns 36.000 Bedienstetenstunden eingespart", so Isamberth, der im Vergleich zur Volkszählung 1991 die Ergebnisse "mit weniger Personal um ein gutes Jahr früher" präsentieren will. Statt 200 Hilfskräfte seien jetzt nur noch die Hälfte erforderlich, die ersten Publikationen mit vorläufigen Ergebnissen soll es noch im Frühherbst 2001 geben. Die Ergebnisse werden dann auch im Internet abrufbar sein, wo es jetzt schon eine Menge an Details zur Volkszählung 2001 gibt. http://www.statistik.at/gz/gz_inhalt.shtml

Die nächste Volkszählung wird nach Angaben Isamberths nicht mehr aus einer Vollerhebung bestehen, sondern aus einer "Vernetzung von Registern". Bereits jetzt gebe es in Finnland nur noch Registererhebungen, die mehrere Daten aus z.B. Melde- oder Bildungsregistern zusammenführen. In Österreich sei jedoch die Qualität mancher Register derart schlecht, dass die Statistiker nicht mit einer raschen Umsetzung der Registererhebung rechnen. Außerdem müsste es zusätzlich Stichprobenerhebungen geben, um sie mit den vernetzten Daten zu vergleichen. "Diese könnten dann aber auch online erfolgen", zeigt sich Isamberth visionär.

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