pte20001214022 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Herkunft bestimmt den Hörsinn

Täuschung des Ohrs hängt von Muttersprache ab


San Diego (pte022/14.12.2000/12:00) Beim Hören zweier gleicher Töne, die nacheinander abgespielt werden, entsteht die akustische Täuschung, dass einer von beiden höher ist als der andere. Welcher als der höhere und welcher als der niedrigere Ton wahrgenommen wird, hängt von der Muttersprache des Hörers ab. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Diana Deutsch http://www-psy.ucsd.edu/~ddeutsch , Psychologin an der University of California in San Diego http://ucsd.edu , die sie beim 140. Treffen der Acoustical Society of America vorgestellt hat.

Seit mehr als einem Jahrzehnt experimentiert Diana Deutsch mit auditiven Täuschungen, die auf einem Tritonus - Intervall von 3 Ganztönen - basieren. Mit Hilfe eines Computers hat sie Tritonus-Paare zusammengestellt, die musikalisch gesehen gleich waren. Dann testete sie, wie Gruppen von Versuchspersonen diese Töne wahrnahmen. Zwei Gruppen bestanden aus vietnamesischen Versuchspersonen. Davon war die eine Gruppe im Kindesalter in die USA gekommen. Sie konnte noch Vietnamesisch, aber ihre hauptsächlich benutzte Sprache war Englisch. Die andere Gruppe bestand aus Vietnamesen, die als Erwachsene in die USA gekommen waren und die deshalb schlecht Englisch sprachen. Eine weitere Gruppe bestand aus gebürtigen Amerikanern, deren Muttersprache von Anfang an Englisch war. Es zeigte sich, dass die beiden Gruppen der gebürtigen Vietnamesen die Tritonus-Paare auf die gleiche Weise wahrnahmen. Die gebürtigen Amerikaner hingegen nahmen die Ton-Paare anders auf als die Vietnamesen. Daraus zieht Deutsch den Schluss, dass die Tonwahrnehmung davon abhängt, welche Sprache jemand als Baby oder Kleinkind gehört hat.

Magdalene Chalikia, Psychologin an der Minnesota State University in Moorhead meinte, dass "die Untersuchung die Vermutung verstärkt, dass der frühe sprachliche Hintergrund eines Menschen seine akustische Wahrnehmung beeinflusst". Wenn das Kleinkind seine erste Sprache erwirbt, werden offenbar die neuronalen Verbindungen so justiert, dass dies die Tonwahrnehmung für das weitere Leben prägt. Doch wie genau dies geschieht, ist den Wissenschaftlern noch nicht bekannt.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Maurice Darszk
Tel.: +49/30/72629840
E-Mail: redaktion@pte-online.de
Website: pressetext.de/
|