pts20001208016 in Business

Neuzeitliche Windhändler auf dem Weg zur Realität

Anlässlich des "e-power day 2000" am 7. Dezember, veranstaltet von der Media Consult Austria (MCA) wurde viel über Für und Wider des E-Business diskutiert.


Bad Kleinkirchheim (pts016/08.12.2000/11:51) Bad Kleinkirchheim. "Das hat es alles schon einmal gegeben" - das sagt man oft, wenn es um neue Technologien oder um neue Geschäftsmodelle geht. Und so ähneln die derzeitigen Vorgänge im E-Business jenen des "Windhandels", der Mitte des 17. Jahrhunderts in Holland nach anfänglicher Blüte letztendlich zerplatzte wie die berühmte Seifenblase: Weil die holländischen Tulpen derart beliebt waren, wurde "mit Zwiebeln gehandelt, die es noch lange nicht gab" - mit dieser Metapher eröffnete Dr. Horst Pirker, Vorstandsvorsitzender der Styria Medien AG den "e-power day 2000" in Bad Kleinkirchheim. Demnach sollen für eine Tulpenzwiebel bis zu vier Ochsen geboten worden sein. Dass die Methode, die Ernten der kommenden Jahre vorab zu verkaufen, nicht lange gut gehen konnte, liegt auf der Hand.

"Wir sind auf dem Weg zur New Real Economy", meinte Univ.-Prof. Dr. Otto Petrovic, "e-Busness-Guru" aus Graz. Denn bisher habe es viel "e" und wenig "Business" gegeben. Letztendlich hänge der Nutzen einer Technologie davon ab, wie viele Anwender diese Nutzen. Und weil in ein paar Jahren alternative Zugänge zum Internet vorhanden sein werden, sieht Petrovic nach wie vor keinen Anlass, an der Wichtigkeit des elektronischen Handelns zu zweifeln.

Zumal Beispiele aus der Praxis zeigen, dass elektronische Filialen durchaus einen erklecklichen Teil zum Gesamtumsatz beitragen können. Aber auch in der New Economy gilt offenbar: "Alle Wege führen nach Rom". So hatte man bei "Wein & Co", einem Herzeigebeispiel für elektronische Filialen, "eigentlich nur ein praktisches Servicetool für den Versandhandel errichten wollen". Der Ennstaler Snowboarder Gerfried Schuller startete einfach mit einer Homepage, um den Snowboarder-Lifestile zu branden. Heute trudelt täglich ein halbes Dutzend an Bestellungen für Boards über http://www.blue-tomato.at ein. Und der kleine Villacher Spielzeughändler Hartwig Warmuth beliefert über http://www.spielzeugland.at mittlerweile ganz Europa.

Aber: "Ein e-Shop ist wie ein Eisberg: man sieht nur 15 Prozent", meint Armin Wichmann von Otto-Versand. Noch sei das Bewusstsein für Logistik und Fullfilment-Dienstleistungen zu wenig präsent. Vor allem kleinere Anbieter würden über Kooperationen und Outsourcing nicht umhinkommen. Wichmann ortet hier einen großen Zukunftsmarkt. Stichwort KMUs: Hier beginnen die Probleme schon beim Marketing. Es gilt schließlich, den Shop auch außerhalb des Web zu bewerben. Da kann man mit den Big Playern wohl nicht mithalten. "Von selber kommuniziert sich heute nämlich nichts mehr", bekräftigt lion.cc-Mann Herbert Mayrhofer. Werner Steiber von Earn-E rät: "Gehen sie auf Marktplätze!"

Auch die öffentliche Verwaltung wird sich mit dem elektronischen Handeln zunehmend auseinandersetzen müssen. Die Steiermärkische Landesregierung hat beispielsweise mit dem Projekt "Steirische Gemeinden im Internet" die ersten Schritte schon gesetzt (http://www.gemeinde.steiermark.at). Projektleiter Karl Hippacher: "Damit wurde der virtuelle Akt am Land schon realisiert". Genau um diesen elektronischen Aktenverlauf wird es künftig gehen. "Das ist dringend notwendig", bekräftigt Kurt Grünwald von der Grazer Beratungsfirma Infora. "Papier darf nur eine temporäre Arbeitskopie sein, auch muss der elektronische Aktenlauf Länder- und Instanzenübergreifend vor sich gehen."

In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurde schließlich darüber philosophiert, wie denn die Szene im Jahre 2005 aussehen werde. Fachmoderator Robert Zehetleitner: "Auf jeden Fall werden die IP-Adressen endgültig ausgegangen sein". Zehetleitner hofft, dann nicht mehr mit dem Auto zu Kongressen fahren zu müssen......

(Ende)
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