pte20000224014 Forschung/Entwicklung, Produkte/Innovationen

Radiowellen spüren Tretminen auf

Leistungsstarke Detektoren für Landminen entwickelt


Washington/Oak Ridge (pte014/24.02.2000/11:15) Der Einsatz neuer Technik soll ehemalige Kriegsgebiete wesentlich effektiver als bisher von unzähligen verborgenen Landminen säubern helfen, berichtet der britische Sender BBC: Zwei US-Forscherteams melden unabhängig voneinander einen Durchbruch mit ihrer Methode. http://news.bbc.co.uk/hi/english/sci/tech/specials/washington_2000/newsid_651000/651662.stm Aus dem armee-eigenen US Naval Research Laboratory (NRL) http://www.nrl.navy.mil/ stammt ein System, das mit Radiowellen arbeitet und ein Testgebiet hundertprozentig und 30 mal schneller säuberte als herkömmliche Metalldetektoren.

Das staatliche Oak Ridge National Laboratory (ORNL) http://www.ornl.gov/ meldet die erfolgreiche Entwicklung eines Gerätes, das einzelne Sprengstoffmoleküle in der Umgebung der Minen wahrnehmen kann und als Energiequelle lediglich eine simple Batterie benötigt.

Das Tempo, mit dem hinterlassene Panzer- und Tretminen aufgespürt werden können, hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg kaum gesteigert. Weltweit sind noch rund 120 Millionen Minen auf oder knapp unter der Erdoberfläche verborgen. Allein die noch in Kroatien liegenden Minen zu bergen, würde bei dem heutigen Tempo der Metalldetektor-Methode knapp 690 Jahre dauern. Metalldetektoren reagieren nicht ausschließlich auf Minen, was zu häufigen, zeitraubenden Fehlalarmen führt. Zudem haben sie Erkennungsprobleme mit den zunehmend aus Kunststoff gefertigten modernen Minen. Die beiden neuen Systeme bauen hingegen auf das Erkennen des Sprengstoffs selber.

Dazu nutzt das Gerät der Navy die sogenannte Quadrupol-Kernresonanz, eine Entwicklung des NRL-Teams um Allen Garroway. Sie funktioniert ähnlich wie die Kernspintomographie in der Medizin, nutzt statt Magnetfeldern aber elektromagnetische Wellen im Radio-Bereich, jeweils typisch für den Sprengstoff. Der derzeitige tragbare Prototyp wirkt wie ein Metalldetektor mit einem 30 Zentimeter großen Ring, der über der Erde bewegt wird. Sprengstoff in der Nähe bewirkt eine deutliche Störung der ausgesandten Radio-Pulse. Nachteile des Gerätes: Es benötigt eine sehr starken Energiequelle, was es sehr unhandlich und teuer macht - derzeit ist es noch zu groß, um auf dem Rücken getragen zu werden, so eine Militärsprecherin.

Schwierigkeiten könnte es auch bei der Suche von sprengstoffarmen Anti-Personenminen bekommen, da es Minen mit weniger als 50 Gramm Sprengstoff nicht erkennt. Einen Feld-Test in Bosnien bestand es jedoch glänzend, innerhalb von 15 Minute waren zehn verschiedene Minen und Patronenhülsen auf einem Gelände entdeckt, wofür ein Metalldetektor rund sieben Stunden benötigte.

Das Gerät des ORNL hingegen erkennt einzelne TNT-Moleküle, die Sprengstoffe in die Umgebungsluft abgeben. Sein Geheimnis liegt in einem revolutionären mikromechanischen Sensor aus einem Silizium-Einkristall, eine Art Ausleger-Arm, zehnmal dünner als ein menschliches Haar. Mit der Energie einer herkömmlichen Batterie lässt er sich sehr schnell auf sehr hohe Temperaturen erhitzt werden kann. Der Sensor absorbiert die TNT-Moleküle, die bei genau 575 °Celsius explodieren.

Die winzigen Explosionen erkennt ein Diodenlaserstrahl, ähnlich dem eines CD-Spielers. Durchläuft der Sensor eine entsprechende Temperaturskala, so lassen sich mit ihm auch andere explosive Moleküle aufspüren, einschließlich solcher in Plastiksprengstoff, so die Forscher. Hauptvorteile des Gerätes, so Thomas Thundat, Kopf des Entwicklerteams: Niedrige Kosten, Tragbarkeit und extrem hohe Empfindlichkeit. (wsa, BBC)

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