pte19990613008 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Aufmerksamkeit des Gehirns läßt sich messen

Wichtiges von Unwichtigem trennen


Tübingen (pte) (pte008/13.06.1999/11:12) Warum sind wir in der Lage, eine bestimmte Person in einer Menschenmenge schneller zu finden, wenn wir wissen, daß die gesuchte Person einen roten Hut trägt? Die Information über die rote Farbe führt dazu, daß wir unsere Aufmerksamkeit verstärkt auf alle roten Objekte in unserem Gesichtsfeld richten. Das visuelle System des Menschen kann sich offenbar gezielt auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Wie genau dieser Mechanismus funktioniert, haben Wissenschaftler der Tübinger Neurologischen Universitätsklinik http://www.uni-tuebingen.de/ untersucht. Wie sie in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Nature" berichten, erlaubt es die Aufmerksamkeit, aus dem Informationsfluß, den die Augen liefern, wichtige Informationen zu selektieren und bevorzugt zu verarbeiten.

Die Autoren haben festgestellt, wie eine solche Selektion von Eigenschaften im Gehirn durchgeführt wird. Dr. Stefan Treue: "Gehirnzellen, die eine bestimmte Eigenschaft signalisieren, werden dann besonders aktiv, wenn diese Eigenschaft gerade besonders wichtig ist, also beispielsweise Zellen für rote Objekte, wenn man nach einer Person mit einem roten Hut sucht." Die Zellen verhalten sich dabei so, als ob die selektierten Objekte heller und sichtbarer geworden wären. Aufmerksamkeit wirkt also wie ein Scheinwerfer in der Dämmerung, der uns hilft, das was uns interessiert vom Rest besser abzuheben.

Das Verständnis solcher Hirnprozesse ist die Grundlage, um langfristig Patienten mit Aufmerksamkeitsstörungen und anderen neurologischen Erkrankungen besser helfen zu können. Aber auch in der Industrie gibt es viele Verfahren und Prozesse, bei denen es nötig ist, wichtige von unwichtiger Information zu trennen. Hier liefert die Erforschung von Aufmerksamkeitsmechanismen, wie sie die Evolution in Jahrmillionen entwickelt hat, wichtige Anregungen. Informationen: Hans Joachim Dezelski, Tel.: 0049/7071/29-6789, E-Mail: dezelski@uni-tuebingen.de (G.O.Wissen)

(Ende)
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