pte19990413006 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Digitales Faustrecht fürs Internet?

Medienprofessor fordert Internet-Pranger


Mainz (pte) (pte006/13.04.1999/08:00) Der Mainzer Publizistik-Professor Hans Mathias Kepplinger hat gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Focus" einen elektronischen Pranger im Internet gefordert. "Das wäre sicherlich eine Rückkehr zum digitalen Faustrecht, aber eine andere Möglichkeit sehe ich derzeit nicht", sagte der Medienfachmann. Als Grund gab Kepplinger an, daß das herkömmliche Persönlichkeits- und Gegendarstellungsrecht im Zeitalter des Internet nicht mehr funktioniere.

"Das Internet vermittelt den irrtümlichen Eindruck, jeder könne sich hier schnell und einfach über alles informieren", sagte Kepplinger. "Dieser Anschein ist das Problem, zumal der Laie nicht über gewisse Routinen verfügt, um Informationen zu überprüfen, wie es beispielsweise Wissenschaftler oder Journalisten tun." Mit einer "Datenbank der Verleumder und Fälscher" könne man Abhilfe gegen Verletzungen des Persönlichkeitsschutzes im Internet schaffen, sagte streitbare Wissenschafter. http://www.uni-mainz.de/~ifpwww/index_lehrende.html
E-Mail kepplinger@uni-mainz.de

* Neuer Yahoo-Streit um Schwarzes Brett *
Als aktuelles Beispiel kann die jüngste Meldung um falsche Anschuldigungen gelten, denen sich die amerikanische Restaurantkette Shoney's gegenübersieht. Zum zweitenmal trifft es Yahoo auf seinem "Schwarzen Brett".

Die Restaurantkette möchte von Yahoo die Namen derjenigen wissen, die dort angebliche Pläne des Unternehmens über einen Konkurs und die Schließung von nicht mehr rentablen Filialen diskutierten. Die gefälschte Diskussion fand mit den Namen von wirklich existierenden Firmen-Managern der Kette inklusive Präsident und Chef statt. Eine Sprecherin sagte, daß einige Information zwar richtig seien, daß aber niemals ein Konkurs in Betracht gezogen wurde.

Erst Anfang März hatte das US-Unternehmen Wade Cook Financial eine Verleumdungsklage gegen zehn anonyme Internet-Nutzer eingereicht, die an einem Schwarzen Brett bei Yahoo ebenfalls falsche Anschuldigungen veröffentlicht haben sollen. Auch in diesem Fall versucht das Unternehmen, von Yahoo die Namen genannt zu bekommen. (ZDnet)

(Ende)
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