pte19990201006 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Veränderungen der Gehirnstruktur als Folge von Leukämietherapie

Störungen der Feinmotorik und Koordination bei jungen Patienten


Erlangen-Nürnberg (pte) (pte006/01.02.1999/08:39) Gute Chancen bestehen heute für die Überwindung einer lebensbedrohlichen, im Kindesalter relativ häufig auftretenden akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL). Der Erfolg beruht nicht zuletzt auf einer wirksamen Prophylaxe, die das Zentralnervensystem (ZNS) frei von Leukämiezellen halten soll. Was als Vorsorge gedacht ist, kann jedoch auch Folgen haben, die die Lebensqualität der jungen Patienten lange nach der Behandlung einschränken können. Einige Spätfolgen zeigen sich als morphologische Veränderungen im Gehirn. Daraus können Störungen der Feinmotorik und der Koordination entstehen, aber auch Merkfähigkeits- und Konzentrationsstörungen, Schulprobleme und Verhaltensauffälligkeiten.

In einer Pilotstudie wurde in den Jahren 1992 - 1994 eine multizentrische Querschnittserhebung zur Erfassung der ZNS-Toxizität nach einer ALL-Behandlung durchgeführt. 118 Probanden, deren erfolgreiche Leukämiebehandlung 7 Jahre zurücklag, wurden auf Schädigungen des Gehirns untersucht. Etwa zwei Drittel der Probanden hatten zur ZNS-Prophylaxe eine Bestrahlung des Schädels und eine Chemotherapie (mit MTX-Gabe) erhalten. Beim restlichen Drittel war Chemotherapie, aber keine Bestrahlung eingesetzt worden. Die Gruppe mit Bestrahlung und MTX-Gabe zeigte häufigere und stärkere Beeinträchtigungen als diejenigen, deren ZNS-Prophylaxe nur auf Methotrexat-Gaben basierte.

Dies betraf neuroradiologisch faßbare Veränderungen der Gehirnstruktur, neurophysiologische Veränderungen, Intelligenz- und Aufmerksamkeitsstörungen. Dem steht jedoch gegenüber, daß die Wahrscheinlichkeit, einen Krankheitsrückfall im Gehirn zu erleiden, nach einer reinen Chemotherapie größer war als nach einer Schädelbestrahlung plus Chemotherapie. Da alle diese Befunde erst nachträglich erhoben wurden, war es in dieser Studie allerdings nicht möglich, festzustellen, zu welchem Zeitpunkt die Spätfolgen auftraten und wie die Störungen verliefen. Die Untersuchungsergebnisse konnten außerdem nicht mit Daten über den Zustand vor Beginn der Behandlung verglichen werden, so daß sich Veränderungen nicht exakt dokumentieren ließen.

Im Oktober 1997 begann eine prospektive Längsschnittuntersuchung, die auf den Ergebnissen der Pilotstudie aufbaut. 250 neuerkrankte ALL-Patienten in 24 Kinderkliniken in Deutschland und Österreich werden an fünf definierten Erhebungszeitpunkten über einen Zeitraum von acht Jahren klinisch, neuropsychologisch, neurophysiologisch und neuroradiologisch untersucht. Der Schwerpunkt liegt in der Neuropsychologie und der Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit den Teilbereichen Gedächtnisleistungen, Rechtschreibleistung, allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit, visuelle Wahrnehmung und visuell-motorische Fähigkeiten sowie Sprachvermögen. Informationen: Prof. Dr. Jörn D. Beck, Dr. Thorsten Langer, Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Erlangen, Tel.:0049/9131/85-36227 (idw)

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: rh
Tel.: 01/402 48 51-0
E-Mail: redaktion@pressetext.at
Website: pressetext.at
|