pte19990124007 Technologie/Digitalisierung, Kultur/Lifestyle

Hereinspaziert in die Antike

Mit neuen Rechnerprogrammen die Akustik der Theater nachempfinden


Coventry (pte) (pte007/24.01.1999/16:41) Als im Jahre 86 v. Chr. Truppen des römischen Konsuls Sulla die abtrünnige Stadt Athen eroberten, ging das Odeion des Perikles auf der Akropolis zugrunde. Und zwar, weil die Athener selbst Pfeiler und Balken dieses Theaters demontierten, damit das wertvolle Holz nicht in die Hände der Römer fiel. Heute ist das antike Schauspielhaus wieder zu betreten - mit Hilfe des Computers. Eine Gruppe von Historikern, Architekten und Computerfachleuten aus Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Italien und Griechenland sowie die Firma "Theatron Ltd." haben sich unter Federführung der University of Warwick im englischen Coventry vorgenommen, insgesamt 26 verlorengegangene europäische Schauspielstätten von der Antike bis zur Gegenwart im Rechner wiederzubeleben.

Darunter ist das Theater des Pompejus aus dem Jahre 55 v. Chr. sowie das unter Kaiser Augustus um 15 v. Chr. in Athen erbaute Odeion des Agrippa http://home.olemiss.edu/~dwebb/map/triplog/odeionag.html . Das berühmteste bislang rekonstruierte Modell aber ist das im 5. Jahrhundert vor Chr. errichtete Odeion des Perikles. Dank ausgeklügelter Software kann der "Besucher" die historische Spielstätte betreten und sich darin dreidimensional bewegen. Jeder Balken, jedes Detail wurde im Computer nachempfunden.

"Die beste Möglichkeit, einen Theaterkomplex verstehen zu lernen, besteht darin das Theater selbst aufzusuchen", beschreibt der Projekt-Koordinator Richard Beacham http://www.warwick.ac.uk/fac/arts/Theatre_S/staff/RCB.html von der School of Theatre Studies der University of Warwick das Ziel des Unternehmens. Da dies bei längst zerstörten Spielstätten nicht möglich ist, haben die Historiker es sich daher vorgenommen, diese im Computer wieder zu erschaffen. "Dazu nutzen wir sämtliche verfügbaren Informationen, also Beschreibungen, historische Pläne, Konstruktionszeichungen, Fotos und archäologische Funde." Und Computerspezialisten haben vorhandene Hard- und Software für die virtuelle Rekonstruktion der Theater weiterentwickelt.

Der besondere Clou: Sogar die Akustik der Spielstätten kann nachempfunden werden. Dazu hat ein Team unter Roberto Pompoli von der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ferrara ein spezielles System für virtuelle Akustik ertüftelt. Es ermöglicht, einen beliebigen, in einem Spezialstudio aufgezeichneten Klang so abzuspielen, daß er die akustischen Verhältnisse eines virtuell dargestellten Raumes wiedergibt. Allerdings muß, wer's erleben will, einen Kopfhörer tragen. Im nächsten Jahr soll eine interaktive CD-ROM über die historischen Theater und deren Rekonstruktion auf den Markt kommen, so daß man auch daheim Ausflüge in die antike Theaterwelt unternehmen kann. (Geo)

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