pte19980720015 Produkte/Innovationen, Forschung/Entwicklung

Elektronische Tinte

Kann der Text vom Papier bald direkt in den Computer übertragen werden?


München (pte) (pte015/20.07.1998/16:35) Wissenschaftler vom MIT in Massachussets haben eine elektrophoretische Tinte vorgestellt. Die Erfinder Joseph Jacobson und seine Kollegen vom Media Laboratorium des MIT stellen ihre Arbeit in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" vor. Die Tinte kann wie eine herkömmliche Tinte auf verschiedenste Unterlagen - beispielsweise auch Papier - aufgebracht werden.

Lange galt das papierlose Büro als ein Ideal, nun ermöglicht eine neuartige Tinte die Rückkehr des Papiers in elektronischer Form. Zwar sind Anwendungen noch Zukunftsmusik, bei denen ein Papier seinen Inhalt direkt an den Rechner weitergibt. Doch die elektrophoretische Tinte ist ein erster Schritt in diese Richtung. Einmal aufgetragen, lassen elektrische Felder das, was uns als ein "A" erscheint, zum "U" werden. Eine erste Anwendung könnten deshalb Anzeigetafeln in Flughäfen oder Bahnhöfen werden, glaubt Bob Wisnieff, Displayspezialist am IBM Watson Research Center in Yorktown, New York: "Die elektronische Tinte wird aber auch einiges an Papier ersetzen, zum Beispiel im Terminkalender oder Notizblock. Mit der Zeit werden immer bessere elektronische Interfacelösungen hinzukommen, bis hin zum elektronischen Buch."

Wie funktioniert diese Tinte? Bei der Elektrophorese bewegen sich elektrisch geladene Teilchen unter dem Einfluß einer Stromspannung. Die Forscher vom MIT nutzen diesen Effekt in einer aus schwarzen und weißen Teilchen bestehenden Flüssigkeitslösung, die sie in winzige, nur 40 Mikrometer große Kugeln einschließen. Legt man nun eine Stromspannung an, so wandern die weißen Teilchen in der Kapsel nach vorne, bei umgekehrter Spannung wandern sie nach hinten. Wird der Strom dann abgeschaltet, verharren sie in der eingenommenen Position. Aus vielen dieser Kapseln läßt sich so ein Schriftzeichen oder ein Bild zusammensetzen. Dabei ist die elektrophoretische Tinte noch äußerst langlebig. Die Teilchen lassen sich rund 300 Millionen mal hin und her schalten und sollen zudem sehr preiswert sein. Online-Version von Nature: http://www.nature.com (dradio)

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