pte19980225004 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Erfolge bei Gentherapie gegen Hirntumor

Statt Skalpell werden durch Bohrung Zellen in den Tumor eingeschleust


Philadelphia (pte) (pte004/25.02.1998/09:20) Mit Hilfe einer gewebeschonenden Gentherapie ist es dem Freiburger Neurochirurgen Christian Ostertag gelungen, die Überlebenschance von Patienten zu verbessern, die an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankt sind. Jährlich erkranken an einem sogenannten Glioblastom in Deutschland rund 5000 Menschen. Nur jeder zehnte von ihnen überlebt die ersten zwei Jahre nach der Diagnose.

In der Standardbehandlung wird der Tumor zunächst so weit wiemöglich herausgeschnitten und anschließend mit einer Strahlentherapie behandelt. Seit April 96 erprobt Ostertag eine Gentherapie, die schonender vorgeht, relativ erfolgreich ist und weitere Verbesserungen für die Zukunft verspricht. Bei zwölf Patienten mit einem tiefliegenden und unbehandelbaren Tumor hat Ostertag auf das Skalpell verzichtet.

Er bohrte stattdessen in die Schädeldecke seiner Patienten ein kleines Loch und spritzte durch eine Kanüle speziell veränderte Mäusezellen in den Tumor. In den Zellen befanden sich genmanipulierte Viren, die daraufhin in den Tumor ausströmten. Die Viren schleusten ihrerseits Gene für das Enzym Thymidinkinase in die Tumorzellen ein. Offenbar gelangen die Viren nicht in andere Organe und entfalten ihre Wirkung ausschließlich im Gehirn. Außerdem wird Thymidinkinase nur in teilungsfähigen Zellen synthetisiert. Da Gehirnzellen sich aber nicht mehr teilen, wird das Enzym nur in den sich vermehrenden Tumorzellen produziert.

Später wurde den Patienten das Mittel Ganciclovir intravenös verabreicht. Traf das Medikament auf das Enzym Thymidinkinase in den Tumorzellen, gingen die Zellen an Folgewirkungen zugrunde und der Tumor schrumpfte.

Noch sind die Daten zu den Überlebenszeiten der Patienten nicht vollständig. Ostertag ist aber optimistisch, daß die Ergebnisse besser ausfallen werden als bei der üblichen Standardtherapie. Ein Handicap der Behandlung ist, daß die Viren offenbar nur sehr wenige Tumorzellen erreichen. "Unsere Viren sind eher Genesel statt Gentaxis", sagt Ostertag, der erst weitere Operationen vornehmen will, wenn das Problem behoben wurde. Ärzte versuchen bereits, mit anderen Viren, mehr Zellen zu erreichen. Amerikanische Forscher experimentieren etwa mit veränderten Aidsviren und erzielen bei Versuchen an Ratten damit gute Ergebnisse. [Quelle: Bild der Wissenschaft] http://www.ukl.uni-freiburg.de/neurozen/stx/persde.htm

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