pte19971125008 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Neues Erbgut gegen Netzhautdegeneration

Genveränderte Viren sollen beschädigte Fotorezeptoren reparieren


Leipzig (pte) (pte008/25.11.1997/16:00) An der Leipziger Universitätsklinik arbeiten Forscher derzeit an einer Gentherapie gegen Netzhautdegeneration, die sogenannte Retinitis Pigmentosa. Auslöser der Krankheit ist die geschädigte Erbsubstanz von Fotorezeptorzellen. Gentechnisch veränderte Viren sollen den Schaden beheben. Über das Stadium des Tierversuches ist die neue Therapieform allerdings noch nicht hinaus.

Von rund 4000 Personen erkrankt einer im Laufe seines Lebens an Netzhautdegeneration. Der Begriff steht für eine Vielzahl von Krankheitsformen und -verläufen. Gemeinsam ist ihnen, daß die Fotorezeptorzellen allmählich zugrunde gehen. Beim gesunden Menschen wandeln diese Zellen das ins Auge einfallende Licht in elektrische Signale um, die an das Gehirn weitergeleitet werden. "Bei der Retinitis Pigmentosa sterben diese Zellen ab, weil bestimmte Proteine nicht mehr richtig gebildet werden", erklärt Matthias Reichel von der Universitäts-Augenklinik Leipzig.

Grund dafür ist eine Mutation im Bauplan der Zelle, in ihrer DNA. Sind zahlreiche Zellen erkrankt, kommt es bei den Betroffenen zum Tunnelblick, später zur Erblindung. Da die Ursache der Netzhautdegeneration ein Gendefekt ist, versucht Reichel die Fotorezeptorzellen per Gentechnik wieder zu neuem Leben zu erwecken. Noch laufen die Versuche nur mit Mäusen, die an dem gleichen Defekt leiden. Um wieder gesundes Erbgut in ihre erkrankten Zellen zu schleusen, setzt Reichel genmanipulierte Viren ein: "Sie werden so verändert, daß sie noch in die Zelle eindringen, dort aber statt ihrer eigenen DNA eine andere Erbsubstanz im Zellkern abladen, die man ihnen vorher molekularbiologisch eingepflanzt hat."

Mit diesen trojanischen Pferden will er den Bauplan der Zelle komplettieren und sie so wieder funktionstüchtig machen. Der letzte Schritt ist allerdings noch Zukunftsmusik. Bisher gelang es nur, die Gene in die Zellen zu bringen. [Quellen: Helmut Schade, Matthias Reichel]

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