pte19970901004 Forschung/Entwicklung

Schwarze Löcher vor Aufklärung?

Japanischer Wissenschaftler glaubt "Stein der Weisen" gefunden zu haben


Kobe (pte004/01.09.1997/16:33) Bei der 23. Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Kobe (Japan) stand in den vergangenen beiden Wochen vor allem die Erforschung der Galaxien zu Diskussion. Rund 2.000 Sternenforscher aus aller Welt versuchten dabei dem Phänomen auf die Spur zu kommen, wie Galaxien entstehen und wie deren verschiedene Erscheinungsformen zueinander passen.

Möglich, daß nun die Schwarzen Löcher vor der Aufklärung stehen, denn Masafumi Noguchi vom Astronomischen Institut der Tohoku-Universität (http://www.astr.tohoku.ac.jp) im japanischen Sendai entwickelte ein Modell, das nicht nur die Struktur der heutigen, scheibenförmigen Galaxien erklärt. Seine Theorie definiert auch das Aussehen weit entfernter und unregelmäßig geformter Galaxien, die mehrere helle Knoten zeigen. Noguchi: "Meine Hypothese ist, daß es im Anfangsstadium der Galaxienbildung Schwarze Löcher in fast allen Materieanhäufungen gab. Anfangs kreisten sie in der Gasscheibe, und manchmal verschmelzen sie auch. Dann stürzt Gas in die Schwarzen Löcher in ihnen. Leuchtstarke Quasare setzen genau dieses Aufsaugen von Gas voraus. Wir glauben heute, daß Quasare dadurch entstehen, daß Materie in ein Schwarzes Loch stürzt."

Noguchis Modell erklärt sämtliche beobachteten Galaxienphänomene. Aber ob ein Modell wirklich herrschende Physik widerspiegelt, zeigt sich erst an überprüfbaren Voraussagen. "Wir werden Quasaraktivität auch in den Scheiben der Galaxien sehen, nicht notwendigerweise im Zentrum, wie bisher angenommen. Nach unserem Modell erwarten wir mehrfache Kerne, denn das Verschmelzen solcher Brocken kann an mehreren Orten in derselben Galaxie stattfinden." Dann müßte man zwei oder mehrere Quasare in einer Galaxie sehen. Beobachtungen von Quasaren in großer Entfernung werden zeigen, ob dieses Entwicklungsmodell zutrifft. Bis zur nächsten IAU-Generalversammlung in drei Jahren in Manchester werden erste Beobachtungsdaten der neuen Großteleskope vorliegen. (Quelle: Dirk Lorenzen, Masafumi Noguchi)

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