pte19970828005 Umwelt/Energie

Marktzulassung für HIV-Heimtest strittig

Experten warnen vor trügerischer Sicherheit


Bonn (pte005/28.08.1997/23:16) Ein Streit über die Zulassungpflicht eines HIV-Heimtests ist derzeit in Deutschland im Gange. Der Test soll in der Anwendung so einfach wie ein Schwangerschaftstest sein. Experten warnen aber vor Fehldiagnosen. Man dürfe Patienten mit dem Ergebnis eines HIV-Tests nicht allein lassen. Zwei Minuten dauert der Test, den die kanadische Firma Pace Diagnostics entwickelt hat. Die Zuverlässigkeit liege bei 99,9 Prozent, erklärten Experten in Hamburg auf einer Pressekonferenz zur Markteinführung.

Ähnlich herkömmlichen Tests, mit denen etwa Gesundheitsämter arbeiten, sucht auch der jetzt vorgestellte Heimtest nach Antikörpern, die im Organismus als Reaktion auf die HIV-Infektion entstehen. Diese molekulare Antwort des Immunsystems ist allerdings erst sechs bis acht Wochen nach der Infektion meßbar. Auch für den Heimtest gilt diese Verzögerung - das sogenannte diagnostische Fenster.

Bei professionell angewandten Methoden werden die Antikörper im Blut mit Hilfe von synthetisch hergestellten Antikörpern aufgespürt. Da dies nicht der Fall ist, sei der neue HIV-Test nicht zulassungspflichtig, glaubt die Vertriebsfirma. Anders sieht es das deutsche Bundesgesundheitsministerium. Seiner Meinung nach handelt es sich sehr wohl um ein zulassungspflichtiges Produkt. Das hessische Ministerium will nun die Auslieferung des Tests stoppen.

Viele Ärzte, Apotheker und Gesundheitsbehörden warnen vor dem sorglosen Einsatz von HIV-Heimtests. Der Patient dürfe mit dem Testergebnis nicht allein gelassen werden, meinen Experten. Das Ergebnis bedarf in jedem Fall einer Interpretation. Die Sicherheit des Testsystemes muß bewertet und die Vorgeschichte des Patienten muß berücksichtigt werden. Sonst ist dieser Test gefährlich für die persönliche Situation der Testperson. Suizidgefahr ist dabei nur ein Problem.

Durch falsche Ergebnisse könnte sich der Patient aber auch in einer trügerischen Sicherheit wähnen und das Virus auf andere Personen übertragen. Ein anderer Einwand kommt vom Bundesgesundheitsministerium: Mit dem Heimtest könnte der Überblick über die Zahl der HIV-Infizierten verloren gehen.

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