pte20100715028 Forschung/Entwicklung, Tourismus/Reisen

Tote Bahn-Klimaanlagen: Unternehmen mauern

Tests bis 60 Grad, aber bei 32 Grad streikt das System


Sauna: Bahnfahren ohne Air Condition wie in der Holzklasse (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)
Sauna: Bahnfahren ohne Air Condition wie in der Holzklasse (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)

Wien (pte028/15.07.2010/13:55) Berichte über ausgefallene Klimaanlagen in Zügen und Temperaturen bis zu 60 Grad mehren sich aus ganz Europa. Laut Eisenbahnbundesamt funktionieren die Klimaanlagen nur bis 32 Grad. pressetext hat nachgefragt, wo die technischen Schwachpunkte der Klimaanlagen in den Zügen liegen - und stieß auf Mauern des Schweigens und Abschwächens.

"Es eine Verkettung von Umständen, die zum Komplettausfall der Klimaanlage in einem Zug führen", meint ein Klimatechniker des Anlagen-Herstellers Liebherr Transportation Systems http://www.liebherr.com/TS/de-DE/default_ts.wfw gegenüber pressetext. In einer der ICE-Garnituren, die davon betroffen waren, lief die Klimaanlage 15 Jahre lang ohne Probleme. Mehrere Faktoren, die zusammengespielt haben, führten schließlich zum Zusammenbruch und zum Totalausfall.

Laut einem Techniker, der anonym bleiben will, läuft eine Klimaanlage in einem Zug rund 80.000 Betriebsstunden, eine in einem Privat-Auto nur rund 4.000 bis 5.000 Stunden. "Der Vergleich mit der Autoklimaanlage scheitert bereits an der Zahl der Betriebsstunden." Der Techniker meinte gegenüber pressetext, dass die Anlagen regelmäßig gewartet wurden. Auf die näheren Umstände, die zu diesem Totalausfall führten, gab er keine Auskunft. "Dies ist ein thermodynamisches Problem, das sich nicht einfach erklären läßt", meint der Techniker.

Liebherr hat nach eigenen Angaben Klimageräte für verschiedene Hochgeschwindigkeitszüge wie den ICT und den ICE3 sowie einigen anderen hergestellt. Die direkt in das Wagendach eingelassenen Klimageräte sind kompakt gebaut und unmittelbar mit den Zuluftkanälen im Wagendach verbunden, beschreibt der Hersteller die Geräte. Jede Geräteserie wird in zwei Klimakammern in einem Temperaturbereich von minus 40 Grad bis plus 60 Grad getestet. Ein Liebherr-Sprecher betonte gegenüber pressetext: "Bei den betreffenden ICEs ist keine Liebherr-Klimaanlage verbaut."

ÖBB hält sich bedeckt

Die Auskunftsfreudigkeit bleibt in Sachen Probleme mit der Klimatechnik auch bei der ÖBB beschränkt. Ein Leiter der Technikabteilung will anonym bleiben, wenn er nach den Problemen mit den Klimaanlagen gefragt wird. "In einigen Fällen ist es nicht die Klimaanlage selbst, die Probleme bereitet, sondern die Energieversorgung", so der Experte. Störungen gebe es auch bei den Wechselrichtern am Waggon selbst. Die elektrischen Spannungsumrichter sind sehr heikel.

Sehr komplex ist auch die so genannte Gleitkurvennorm, die dafür sorgt, dass der Temperaturunterschied zwischen der Waggoninnen- und der Außentemperatur nicht zu groß wird. Das bedeutet, dass neben der Klimaanlage auch ein sehr komplexes Umluftsystem für einen möglichst großen Komfort der Passagiere sorgt.

Schon eine fehlerhafte Komponente genügt für Ausfall

"Klimaanlagen stehen still, wenn nur eine einzige Komponente nicht funktioniert", erklärt der Klimatechnik-Experte Werner Ehrle von Axima Klimatechnik http://www.axima.at im pressetext-Interview. "Herzstück einer jeden Kälteanlage ist der Kompressor. Durch die ständigen Vibrationen in einem Fahrzeug unterliegen diese und auch alle anderen Teile höheren Beanspruchungen", meint Ehrle.

Axima stellt keine Klimageräte in Fahrzeugen her, sondern nur stationäre Anlagen. Hier gebe es zwei häufige Ursachen für Störungen. "Die eine ist die unzureichende Wartung der Anlage, die zweite falsche Dimensionierung", so Ehrle. "Arbeiten die Geräte nicht im Vollbetrieb, dann merkt man solche Fehler in der Regel noch nicht. Werden sie dann jedoch während des Sommers auf volle Leistung geschaltet, dann tritt die Störung deutlich schneller auf."

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Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
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