pte20080612037 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Schlafapnoe schädigt das Gehirn

Mamillarkörper bei Patienten mit Schlafstörung um 20 Prozent kleiner


Gehirnscan zeigt deutlich kleinere Mamillaren-Körper bei Apnoe-Patienten (rechts) (Foto: ucla.edu)
Gehirnscan zeigt deutlich kleinere Mamillaren-Körper bei Apnoe-Patienten (rechts) (Foto: ucla.edu)

Los Angeles (pte037/12.06.2008/13:37) Durch eine Schlafapnoe können Areale des Gehirns, die am Gedächtnis beteiligt sind, nachhaltig geschädigt werden. Das berichten Neurobiologen der University of California in Los Angeles (UCLA) http://www.ucla.edu im Wissenschaftsjournal Neuroscience Letters. Sie verglichen mittels funktionaler Magnetresonanztomographie die Hirnaktivität von 43 Schlafapnoe-Patienten mit einer Kontrollgruppe. Dabei zeigte sich, dass die Mamillarkörper, Erhebungen an der Unterseite des Gehirns, um bis zu 20 Prozent kleiner waren als bei Menschen ohne nächtliche Atemaussetzer. "Diese Erkenntnis ist ziemlich wichtig, denn auch Patienten, die aufgrund anderer Syndrome wie Alkoholismus oder Alzheimer an Gedächtnisverlust leiden, weisen eine derartige Degeneration der Mamillarkörper auf", sagt Studienleiter Rajesh Kumar. Umso wichtiger sei es also die Atemstörung so früh wie möglich zu diagnostizieren und zu therapieren.

Bei der Schlafapnoe sind die Atemwege der Betroffenen so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich erschwert ist, sondern sogar vollständig aussetzt. Dieser Atemstillstand kann von zehn Sekunden bis zu einer Minute dauern. Lautes Schnarchen, Tagesmüdigkeit und zeitweise Gedächtnisverlust sind nicht selten die Folge. "Unser Fund beweist nun, dass beeinträchtigte Atmung während des Schlafs zu schweren Hirnschäden führen können, die Gedächtnis und Denken stören", berichtet Projektleiter Ronald Harper. Verantwortlich für den nicht geringen Gewebsverlust der Mamillarkörper und damit einhergehendem möglichen Funktionsverlust sei höchstwahrscheinlich die wiederholt reduzierte Sauerstoffzufuhr im Gehirn, die zum Zelltod führe. Dieser Prozess würde auch Entzündungen zusätzlich anheizen, was das Hirngewebe weiter beschädige, so Harper. "Auch der Fakt, dass sich die Gedächtnisprobleme der Patienten trotz Behandlung fortgesetzt haben, lässt darauf schließen, dass es sich um eine langanhaltende Hirnschädigung handelt."

Die Wissenschaftler wollen nun genau untersuchen, wie die Schlafapnoe zum Gewebsverlust beiträgt und ob die Verabreichung von Vitamin B1 in hohen Dosen, wie sie bei alkoholismusbedingtem Gedächtnisverlust erfolgt, auch bei diesem Störungsbild helfen kann, die Gedächtnisleistung wieder zu verbessern. "Wir vermuten, dass sich dadurch die Zellen regenerieren und das Gehirn sie wieder verwenden kann", so Harper. Zwischen zwei und drei Prozent der Bevölkerung leiden unter den nächtlichen Atemstörungen, betroffen sind dabei vor allem übergewichtige Männer ab dem 40. Lebensjahr. Allerdings sind neueren Studien zufolge auch Frauen in den Wechseljahren eine Risikogruppe.

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