pte20060327013 Umwelt/Energie, Kultur/Lifestyle

China: Steuer auf Essstäbchen soll Holzverbrauch drosseln

Auch andere Verbraucherabgaben ab 1. April geplant


Peking/New York (pte013/27.03.2006/12:06) Chinas Heißhunger auf Holz hat dazu geführt, dass ab 1. April ein fünf-prozentige Steuer auf Einweg-Essstäbchen eingehoben wird. Diese Abgabe soll das Land vor dem Abholzen der letzten Wälder bewahren, berichtet das Magazin National Geographic http://www.nationalgeographic.com . Die Essstäbchen-Steuer ist aber nicht die einzige Konsumentenabgabe, die im kommenden Monat neu eingeführt wird. Besteuert werden in Zukunft auch noch Golfclubs, importierte Uhren, Jachten, Fahrzeuge mit schlechten Emissionswerten, Holzböden sowie chemische Lösungsmittel. Die Abgabenreform soll einerseits die Umwelt schützen und andererseits den Einkommensunterschied im Land verringern, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua-News-Agency http://www.xinhuanet.com .

Der Heißhunger auf Holzessstäbchen wird immer größer: Jährlich werden rund 45 Mrd. Einweg-Stäbchen verbraucht. Das entspricht rund zwei Mio. Kubikmetern Holz, rechnet das chinesische Finanzministerium vor. Doch das ist bei weitem nicht alles: Nach Angaben von Zou Hanru vom China Daily werden zusätzlich 15 Mrd. Essstäbchen jährlich allein nach Japan und Südkorea geliefert. Die Industrie für Essstäbchen ist beträchtlich: rund 60.000 Menschen sind damit beschäftigt, Bambus, Birke und Pappeln zu ziehen und in den Sägemühlen zu Stäbchen zu verarbeiten.

Nun sind allerdings seit geraumer Zeit Einweg-Stäbchen zum Ziel zahlreicher Attacken lokaler chinesischer Umweltgruppen geworden. College-Studenten haben in Campus-Cafeterias gegen die Einweg-Produkte protestiert und sogar Schulkinder haben an Premierminister Zhu Rongji geschrieben und ihn gebeten, diese Produkte zu verbieten. Popmusiker und andere berühmte Persönlichkeiten haben sich ebenfalls der Umweltschutzkampagne angeschlossen. Chinas Wälder verschwinden in einem alarmierenden Ausmaß und Experten warnen davor, dass in Zukunft auch tropische Regenwälder in Burma und Indonesien dem Heißhunger nach Holz im Reich der Mitte zum Opfer fallen werden.

Chinas Regierung ist allerdings an der Misere nicht ganz unschuldig. Erst vor wenigen Jahren hat es eine Kampagne gegeben aufgrund von Hygieneproblemen die Einweg-Stäbchen einzuführen. Zu viele der kleinen Garküchen verfügten nämlich über keine ausreichenden Abwaschmöglichkeiten. Geschirrspüler oder heißes Wasser fehlen zumeist. "Hepatitis ist das große Problem", meint Jennifer Turner vom Woodrow Wilson International Center for Scholars http://www.wilsoncenter.org in Washington DC, die das China Environment Forum koordiniert. Es sei einfach eine Frage der Hygiene, bemerkt die Expertin. Sie fordert, dass neben der Einführung der Steuer auch eine Kampagne dazu starten sollte, die dazu anregt, dass jeder seine eigenen Esstäbchen zum Verzehr der Mahlzeit mit sich trägt. Das würde auch dazu führen, dass im Reich der Mitte weniger Einweg-Produkte Einzug halten.

Chinas wachsende Mittelklasse berührt die Einführung einer Essstäbchen-Steuer wahrscheinlich nicht. Aber es gehe in erster Linie um den Gedanken des Umweltschutzes, meint Turner. "Es ist gut, dass es Diskussionen darüber gibt, denn damit wird das Verschwinden der Wälder thematisiert. Chinesen sollten, genauso wie die meisten Amerikaner, besser über die Umweltprobleme Bescheid wissen", erklärt Turner.

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