pte20040304035 Tourismus/Reisen, Umwelt/Energie

Massiver Eco-Tourismus stört Fauna

Stress bei Wildtieren beunruhigt Biologen


Nairobi (pte035/04.03.2004/16:22) Biologen berichten, dass Tiere in freier Wildbahn immer häufiger an Stresssituationen leiden. Grund dafür ist die rapide Zunahme von so genannten Eco-Touristen, die auf der Suche nach exotischen Lebewesen zu den entferntesten Plätzen der Welt reisen. Besonders auffällig ist die Situation bei Polarbären, Walen, Delfinen und Dingos, berichten Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins New Scientist http://www.newscientist.com .

Die Auswirkungen des Industriezweiges "Eco-Tourism" auf die wildlebenden Tierpopulationen reichen von erhöhter Pulsrate bis hin zu völlig verändertem Verhalten, kleinerem Nachwuchs und Tod. Die Biologen kritisieren in diesem Fall besonders die rasante Zunahme der Eco-Touristen. Für viele der Entwicklungsländer, in denen diese Art von Fremdenverkehr aufgrund des Artenreichtums eine einbringliche Geldquelle geworden ist, wäre ein Ende des Tourismus fatal. "Ecotourismus ist eine alternative Aktivität zur absoluten Ausbeutung natürlicher Ressourcen", zeigt sich auch Geoffrey Howard von der World Conservation Union IUCN http://www.iucn.org in Nairobi überzeugt. Viele der Projekte bringen nämlich Reisende in Gebiete, in denen praktisch keine Infrastruktur vorhanden sei, dafür aber reichlich Natur. "Die Landbevölkerung in solchen Gebieten profitiert von dieser Art des Fremdenverkehrs", meint der Experte. Viele Länder, darunter auch Neuseeland und Australien, versuchen die Touren unter besonders umweltfreundlichen Auflagen durchzuführen. Doch offensichtlich nehmen nicht alle der Projekte so viel Rücksicht auf die Umwelt.

Manchmal ist gut gemeint aber immer noch sehr weit entfernt von tatsächlich gut getan, wie die neuseeländische Biologin Rochelle Constantine von der University of Auckland festgestellt hat. Die Expertin beobachtet seit 1996 Bottlenose-Delfine (der Spezies, die durch die TV-Serie "Flipper" weltbekannt wurde) vor der Nordostküste Neuseelands. Die Tiere reagierten auf die Präsenz der Touristen extrem frenetisch und zeigten deutliche Zeichen von Hyperaktivität je mehr Ausflugsboote da waren. "Ein solches Verhalten von marinen Säugern ist gefährlich für die gesamte Population", so Gordon Hastie, Experte für Meeressäuger an der Universität von British Columbia in Vancouver. Ähnliche Stresssymptome konnten andere Forscher auch bei Eisbären und Pinguinen feststellen.

Neben dem zunehmenden Stress, dem die Tiere ausgesetzt sind, gibt es aber noch eine weitere besondere Gefahr: Von Menschen auf Tiere übertragene Krankheiten können eine gesamte Population auslöschen. "Zusätzlich zum Stress ist dieser Faktor besonders tückisch", meint der Wissenschaftler Philip Seddon von der University of Otago in Dunedin, Neuseeland. Die Biologen fordern nun vor allem bessere Schutzmechanismen vor den Auswirkungen dieser neuen Art von Tourismus, die in den vergangenen Jahren jährliche Zuwachsraten zwischen zehn und 30 Prozent verzeichnet hat. "Im Grunde steht eigentlich die Sicherheit und das Wohlbefinden der Tiere im Vordergrund, denn ohne diese gibt es keinen Eco-Tourismus mehr", meint Constantine. Denn einig scheinen sich die Biologen darüber zu sein, dass richtig verstandener Eco-Tourismus nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen viel bringen kann.

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