pte20190329035 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Britische Unternehmen zittern vor Hard Brexit

Sorgen wegen Exporten sowie Regulierungen vor allem bei kleinen und mittelständischen Firmen


Zerrissener Union Jack: Unternehmen fürchten Brexit (Foto: pixabay.com, mermyhh)
Zerrissener Union Jack: Unternehmen fürchten Brexit (Foto: pixabay.com, mermyhh)

St. Andrews/Tönisvorst (pte035/29.03.2019/16:11) Über eine Mio. britische Unternehmen sehen den Brexit als massives Hindernis für ihren Erfolg. Das besagt eine aktuelle Studie der University of St. Andrews http://st-andrews.ac.uk , für die 15.867 Manager und Geschäftsführer von kleineren und mittelständischen Unternehmen befragt wurden. Ein Viertel der Befragten hat eine negative Sicht auf den Brexit und seine Auswirkungen.

"Mit dem Schlimmsten rechnen"

Die Ergebnisse wurden auf die Anzahl der kleineren und mittelständischen Unternehmen in Großbritannien hochgerechnet. Dieser Rechnung zufolge fühlen sich 1,25 Mio. Unternehmen vom Brexit bedroht. 62 Prozent davon haben deswegen Kapitalanlagen zurückgefahren. 77 Prozent gaben an, sie würden ihre Ausweitungspläne im Bereich Export drosseln.

"Unternehmen müssen in so einer Situation realistisch bleiben und sehr genau überprüfen, wie die Lage sich entwickelt. Sie sollten auf das Beste hoffen, aber mit dem Schlimmsten rechnen, Vorsicht ist auf jeden Fall geboten", unterstreicht Unternehmensberater Gary Knott http://knott-consulting.de im Gespräch mit pressetext.

Ängste über Brexit eskalieren

Besonders die Möglichkeit von Änderungen bei Regulierungen machen den Unternehmen zu schaffen, 74 Prozent geben das als Sorge an. Andere Bedenken sind höhere Importkosten (52 Prozent) und Unsicherheit über den zukünftigen Zugang zum europäischen Markt (59 Prozent). Laut der Studie sind 99 Prozent der Unternehmen in Großbritannien klein oder mittelständisch.

"Kleine und mittelständische Unternehmen repräsentieren ein Kernstück der britischen Wirtschaft und sind entscheidend für Arbeitsplätze, Innovationen und Produktivität", meint Forscher Ross Brown. Solche Unternehmen seien auch sehr stark von wirtschaftlichen Unsicherheiten betroffen und zeigen weniger Widerstandsfähigkeit bei unerwarteten finanziellen Schocks. Die Ängste über den Brexit seien am Eskalieren.

Viele KMU zu wenig vorbereitet

Für Brown ist es besorgniserregend, dass die Unternehmen mit den größten Ängsten auch die mit dem meisten Potenzial zur Produktivitätssteigerung sind. Diese Unternehmen seien international orientiert und brauchen möglichst unkomplizierten Handel. Die Regierung habe zu wenig unternommen, um sie auf die negativen Auswirkungen des Brexit vorzubereiten.

"Es gibt hier noch viel Unsicherheit. Besonders Unternehmen, die auf Export nach Europa setzen oder vor dem Referendum eine große Investition geplant hatten, sollten überlegen, diese Geschäfte zu reduzieren. Auch wenn der Brexit verzögert wird, ist das kein Grund zum Aufatmen. Je länger es keine Vereinbarung gibt, desto höher wird das Risiko eines harten Brexit", so Knott.

Und auch Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags http://www.dihk.de , ergänzt zur dritten gescheiterten Abstimmung des Scheidungsvertrags: "Das Chaos ist nun perfekt. Die Entscheidung des britischen Unterhauses sorgt für Kopfschütteln bei den Unternehmen. Damit taumeln Großbritannien und Europa auf einen ungeregelten EU-Austritt zu. Bereits in wenigen Tagen droht erhebliche Brexit-Bürokratie und der Abriss von Lieferketten, in die das Vereinigte Königreich eingebunden ist. Zusätzlich drohen den deutschen Unternehmen jährlich mehr als zehn Mio. Zollanmeldungen und mehrere Mrd. Euro an Zöllen."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Georg Haas
Tel.: +43-1-81140-306
E-Mail: haas@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|