pte20180918018 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Dickdarmkrebs durch Bakterien und Zellstress

Wissenschaftler der TUM können eine Beteiligung von Entzündungen überraschend ausschließen


Dirk Haller und sein Team im Labor in München (Foto: A. Heddergott, tum.de)
Dirk Haller und sein Team im Labor in München (Foto: A. Heddergott, tum.de)

München (pte018/18.09.2018/12:30) Zellstress treibt in Kombination mit einer veränderten Mikrobiota im Dickdarm das Tumorwachstum an. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Technischen Universität München (TUM) http://tum.de um Professor Dirk Haller. Zuvor herrschte die Annahme, dass diese Kombination lediglich zu entzündlichen Darmerkrankungen beiträgt.

Mikrobiota entscheidend

"Änderungen im mikrobiellen Ökosystem (Mikrobiota) führen zusammen mit Stress in den Darmzellen zur Entstehung von Tumoren - und zwar ausschließlich im Dickdarm und ohne Beteiligung von Entzündung", so Haller. Die Untersuchungen fanden zunächst am Mausmodell statt. In keimfreien Tieren, bei welchen zwar der aktivierte Transkriptionsfaktor ATF6 für eine Stressregulation in der Darmschleimhaut sorgt, konnte jedoch keine Veränderung beobachtet werden.

Sobald aber die Mikrobiota in keimfreie Tiere zurück transplantiert wurden, entwickelten sich im Dickdarm der Mäuse Krebsgeschwulste. Hier konnte das Team zeigen, dass Mikroorganismen an der Krebsentstehung im Dickdarm beteiligt sind. ATF6 reguliert den Stress in der Zelle, wobei die Intensität und Dauer der Aktivierung mit Erkrankungen verstärkt wird. "Es ist aber nicht der Zellstress allein, der zu dem Tumorwachstum führt, sondern die Zusammenarbeit von Stress und Mikrobiota, welche das Krebswachstum begünstigt", verdeutlicht Haller.

Transkriptionsfaktor ATF6

In einem nächsten Schritt wurden in Zusammenarbeit mit dem Klinikum rechts der Isar die Daten von 541 Patienten mit Dickdarmkrebs untersucht. Bei denjenigen, wo der Transkriptionsfaktor ATF6, der Zellstress auslöst, signifikant erhöht war, steigerte dies die Rückfallquote nach einer Operation: Etwa zehn Prozent der Patienten waren gefährdet, ein zweites Mal Dickdarmkrebs zu bekommen.

"In bestimmten Patienten könnte das Protein ATF6 als diagnostischer Marker für ein erhöhtes Dickdarmkrebsrisiko dienen, um dann frühzeitig mit einer Therapie beginnen zu können", erklärt Haller. "Eine mikrobielle Therapie wäre vorstellbar, wenn wir noch mehr wissen über die Zusammensetzung der Bakterien. Was nun jedoch deutlich wurde: Chronische Entzündungen nehmen auf die Krebsentwicklung im Dickdarm keinen Einfluss", schließt der Wissenschaftler.

(Ende)
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