pte20160613010 Medizin/Wellness, Medien/Kommunikation

"Dr. Google"-Patienten gehen Ärzten auf den Geist

Hälfte der Mediziner sieht in Informiertheit eine Belastung ihrer Arbeit


Stethoskop: Patienten suchen Infos im Web (Foto: pixelio.de, Tim Reckmann)
Stethoskop: Patienten suchen Infos im Web (Foto: pixelio.de, Tim Reckmann)

Gütersloh/Berlin (pte010/13.06.2016/10:02) Über die Hälfte der niedergelassenen Ärzte findet informierte Patienten problematisch. Zudem erzeugt die Selbstinformation der Patienten vielfach unangemessene Erwartungen und Ansprüche, was für 45 Prozent der Ärzte eine Belastung ihrer Arbeit bedeutet. Zu diesem Schluss kommt eine Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung http://bertelsmann-stiftung.de und der BARMER GEK http://barmer-gek.de .

"Unumkehrbare Entwicklung"

Den Ergebnissen nach ist fast ein Drittel der Ärzte der Ansicht, dass sie die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeinträchtige. Knapp ein Viertel der Ärzte rät Patienten sogar aktiv von der eigenständigen Suche nach Informationen ab. "Es ist eine unumkehrbare Entwicklung, dass immer mehr Patienten ihre Krankheitssymptome und die dazugehörigen Therapiemöglichkeiten im Internet recherchieren", sagt Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung.

Für 98 Prozent aller niedergelassenen Ärzte hat sich der Trend zur Selbstrecherche medizinischer Fragen in den vergangenen fünf Jahren verstärkt. Das wachsende Interesse von Laien an gesundheitsbezogenen Themen ist in der Ärzteschaft jedoch umstritten. Gut 40 Prozent der Ärzte freuen sich über das Interesse der Patienten. Knapp zehn Prozent ärgern sich allerdings, dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat. Nur zehn Prozent von ihnen fragen sich, ob der Patient sich zuvor mehr Beratung gewünscht hätte.

Häufig mangelnde Selbstkritik

Nur etwas mehr als die Hälfte der Ärzte (56 Prozent) hat nach eigenen Angaben vertrauenswürdige Informationsmaterialien in ihrer Praxis ausliegen und gibt diese ihren Patienten mit. Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent der Ärzte suchen selbst nach geeigneten Informationen für ihre Patienten. Nur 15 Prozent der Ärzte kennen sich nach eigenen Angaben eher nicht so gut oder überhaupt nicht gut mit den für Patienten verfügbaren Informationsangeboten aus.

Trotzdem kennen nur 21 Prozent der Ärzte die Webseite http://patienten-information.de des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin http://aezq.de , das immerhin das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung ist. Nur ein Drittel dieser Ärzte hält die Patienteninformationen dieser Internetseite für vertrauenswürdig, während das Vertrauen in Wikipedia mehr als doppelt so groß ist.

(Ende)
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