pte20110922017 Unternehmen/Wirtschaft, Medien/Kommunikation

dmexco: Datenschutz irritiert digitale Wirtschaft

Personalisierte Services für Branche keine Datenspionage


Arndt Groth: BVDW-Chef prognostiziert 110 Mrd. Euro Umsatz  (Foto: bvdw.org)
Arndt Groth: BVDW-Chef prognostiziert 110 Mrd. Euro Umsatz (Foto: bvdw.org)

Köln (pte017/22.09.2011/11:30) Mit einer Wachstumsrate von 16 Prozent wird die digitale Wirtschaft in diesem Jahr deutlich über dem Niveau des deutschen Bruttoinlandsprodukts wachsen - Experten gehen hierbei von rund drei Prozent aus. Trotz der konjunkturellen Eintrübungen, die mit der Debatte über die Schuldenkrise in Europa einhergeht, wird sich an der Prosperität des Onlinewerbemarktes nichts ändern, so Arndt Groth, Präsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) http://bvdw.org , auf der Kölner Fachmesse dmexco http://dmexco.de gegenüber pressetext.

2012 rund 390.000 Jobs

Die Prognosen sind gut. Laut Groth wird sich an dem positiven Trend in der Branche auch im kommenden Jahr nichts ändern. "Der Gesamtmarkt der digitalen Wirtschaft knackt 2011 die Marke von 110 Mrd. Euro. 2012 wird der Umsatz wahrscheinlich auf über 120 Mrd. Euro steigen", sagte Groth. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Internets könne man auch an der Zahl der Jobs ablesen, die bei 364.000 liegt. Für 2012 geht der BVDW von 390.000 aus. Negativ sieht der Verband die um sich greifende Regulierungswut beim Thema Datenschutz.

"Wir haben eine Schieflage zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Rechtssystem. Kontraproduktiv wirkt sich vor allem das Safe-Harbor-Abkommen aus, das die Europäer mit den Amerikanern getroffen haben", kritisiert BVDW-Vorstandsmitglied Matthias Ehrlich, im pressetext-Gespräch. Auf dieser Grundlage sei es für Datenschutzbeauftragte in den EU-Ländern unmöglich, vermutete oder zu kritisierende Tatbestände direkt mit den Unternehmen auszudiskutieren. "Jede amerikanische Firma zieht sich hinter das Safe-Harbor-Abkommen zurück und ist damit in Europa juristisch nicht erreichbar", unterstreicht Matthias Ehrlich.

Fehlende Rechtssicherheit

Diese dem BVDW nach "unselige Regelung" stachelt die Wut der Datenschützer an. "Aus diesem Konflikt ergeben sich fragwürdige Aktionen gegen Unternehmen in Deutschland, wie wir es zur in Schleswig-Holstein durch Thilo Weichert erleben. Er kann den direkten Dialog mit Facebook nicht führen und konzentriert sich deshalb auf unverantwortliche Weise auf Anbieter in seinem Bundesland", verdeutlicht Ehrlich. Es sei nicht hinnehmbar, sich auf schwächere Firmen zu stürzen und sie zu bedrohen. Hier fehle die nötige Rechtssicherheit.

Die aktuelle Lage ist den Experten zufolge "für alle Seiten extrem unbefriedigend". Ehrlich zufolge sollten Konflikte dieser Art nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen, als vielmehr in Gremien selbstregulierend geklärt werden. Der Deutsche Datenschutzrat Online-Werbung sei für diese Fragen zuständig. Mit Sitz in Berlin nimmt dieser bereits am 1. Januar 2012 seine Arbeit auf. Laut Karl-Heinz Land, Chief Evangelist des Business-Intelligence-Spezialisten MicroStrategy http://microstrategy.de , sollte man das eine tun, ohne das andere zu lassen.

"Personalisierte Dienste sind Treibstoff"

Land rät im Rahmen der dmexco dazu, auf lange Sicht gegen die Bußgeldandrohungen in Schleswig-Holstein einen Musterprozess anzustreben, um Rechtssicherheit zu bekommen. "Zielgruppengenaue Online-Werbung und personalisierte Dienste sind der Treibstoff der digitalen Wirtschaft in den nächsten Jahren. Deshalb darf man die Deutungshoheit über Sinn und Unsinn von Algorithmen und Analysetools nicht den feuilletonistischen Laienspielern überlassen. Es geht hier doch nicht um Datenspionage", stellt Land gegenüber pressetext klar.

Bei Facebook-Apps wie Wisdom http://wisdom.com oder Emma http://emma.com , die sein Unternehmen auf den Markt gebracht hat, geht es Land vielmehr um die Präferenzen der Kunden und um eine Verbesserung von Service gegenüber Kunden. "Niemand mag die Berieselung der klassischen Werbung, die sich jeden Tag über uns ergießt. Besser ist es, mit Zustimmung der Kunden herauszufinden, was diese wirklich interessiert. Darum geht es bei der ganzen Strategie der Personalisierung", so Land. Der Social Graph eigne dazu am besten.

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