pte20110616020 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Gehirntraining als Therapie für Gewaltverbrecher

Verhaltensneurobiologe will mit Furcht verbundene Areale aktivieren


Gewalt: Forscher will Gehirne trainieren (Foto: aboutpixel.de/Daniel Werner)
Gewalt: Forscher will Gehirne trainieren (Foto: aboutpixel.de/Daniel Werner)

Tübingen (pte020/16.06.2011/12:05) Der Tübinger Verhaltensneurobiologe Niels Birbaumer ist davon überzeugt, dass man Gewalttätern ihre Impulse durch Gehirntraining abtrainieren kann. "Es gibt die verbreitete Vorstellung, ein bestimmter Teil des Gehirns sei für ein Verhalten verantwortlich", sagt er im pressetext-Gespräch. In Wirklichkeit aber seien es aber Verbindungen. Birbaumer und seine Mitarbeiter haben Experimente mit Schwerverbrechern in Strafanstalten gemacht. Seine These ist, dass bei diesen Menschen Furcht-Reaktionen nicht funktionieren.

Bei den Schwerverbrechern möchte Birbaumer die mit Furcht verbundenen Areale des Gehirns aktivieren. Der Neurobiologe will testen, ob er mit seinen Methoden eine Neigung zur Gewalttätigkeit auf Dauer dämpfen kann. Andere Versuche sollen Pädophilen helfen, ihre sexuellen Neigungen zu steuern. Birbaumer kann sich ferner vorstellen, Fettsüchtigen durch Gehirntraining beizubringen, den Drang zum Essen zu unterdrücken.

Militär wollte Soldaten kontrollieren

Die Forschungen von Birbaumer muten futuristisch an und werfen die Frage auf, was Menschen schlimmstenfalls mit dieser Methode machen könnten. "Das US-amerikanische Militär wollte mit der Methode ihre Soldaten kontrollieren - dabei ist nicht viel herausgekommen. Es ist nicht so einfach, wie sich die Militärs das vorgestellt haben", sagt Birbaumer auf pressetext-Nachfrage. Birbaumer möchte mit seinen Mitarbeitern an unterschiedlichen praktischen Beispielen das "Lernen von Hirnkommunikation", wie er es nennt, studieren.

In bisherigen Untersuchungen hat der Forscher beobachtet, dass zwanzig bis dreißig Prozent der Menschen, die im Wachkoma liegen, ihre Umwelt durchaus wahrnehmen. "Die Personen verlieren den Willen zu kommunizieren, weil sie keinen Erfolg mit ihren Versuchen haben", sagt Birbaumer. Er möchte die Reflexe dieser Menschen zur Kommunikation aktivieren. Dazu spricht man ihnen Sätze vor, auf die sie mit "Ja" oder "Nein" denkend antworten können.

Mutter-Kind-Kommunikation über das Gehirn

Über die Hirnsignale lernen die Wissenschaftler, ein "Ja" von einem "Nein" zu unterscheiden. Schließlich bieten sie dann auch Aussagen an wie "Ich möchte anders liegen" oder "Ich bin traurig", auf die ebenfalls Ja- und Nein-Hirnsignale folgen. Ähnliche Versuche plant Birbaumer mit Kleinkindern, die noch nicht sprechen können und eine ihrer Wahrnehmung eingeschränkte Mutter haben. Mit Computerhilfe soll die Mutter von ihrem Kind Signale bekommen, die ihr die Wünsche des Kindes deutlich macht.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Oranus Mahmoodi
Tel.: +49-30-29770-2519
E-Mail: mahmoodi@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|