pte20210505027 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Viele Zyklus-Apps sammeln intime Sex-Infos

Gros der wissenschaftlich untersuchten Programme gibt sensible Daten ungefragt an Dritte weiter


Liebespaar: Zykus-Apps sammeln heikle Sex-Infos (Foto: pixabay.com, stokpic)
Liebespaar: Zykus-Apps sammeln heikle Sex-Infos (Foto: pixabay.com, stokpic)

Newcastle/Umeå (pte027/05.05.2021/12:30)

Zyklus-Apps, die Frauen mit nützlichen Funktionen rund um die Themen Periode, Verhütung und Eisprung locken, gehen mit den intimen Daten ihrer Nutzer viel zu freizügig um. Ein Großteil dieser Programme, die von hunderten Millionen Menschen weltweit verwendet werden, sammeln nicht nur sensible Informationen über das Sexualleben und die Krankenakte ihrer Kunden, sondern geben diese auch noch ungefragt an Dritte weiter, wie eine Analyse von Forschern der Newcastle University http://ncl.ac.uk und der Umea University http://umu.se aufzeigt.

[b]"Großes Risiko für Privatsphäre"[/b]

„Für viele Frauen stellen Zyklus-Applikationen eine günstige und hilfreiche Möglichkeit dar, um ihre eigene Schwangerschaft zu planen oder vorzubereiten", erklärt Maryam Mehrnezhad, Research Fellow an der School of Computing der Newcastle University. Gerade bei dieser Art von Programm würden allerdings hochsensible persönliche Daten verarbeitet wie Angaben zur Körpertemperatur, Stimmungslage, sexuellen Aktivität, Häufigkeit von Orgasmen oder medizinischen Vorerkrankungen. „Diese Informationen benötigen einen ganz besonderen Schutz", betont die Expertin.

„Die Daten, die hier gesammelt werden, machen einen sehr verletzlich und werden nicht ausreichend geschützt", meint auch Teresa Almeida, Associate Professor am Department of Informatics der Umea University. Gemeinsam mit Mehrnezhad hat sie die beliebtesten Zyklus-Apps aus Sicht des Datenschutzes unter die Lupe genommen und dabei herausgefunden, dass fast alle Daten sammeln und weitergeben, ohne vorher eine ausdrückliche Zustimmung von Userseite einzuholen. „Das ist ein großes Risiko für die eigene Privatsphäre", bringt Almeida die Ergebnisse auf den Punkt.

[b]30 der beliebtesten Apps getestet[/b]

Insgesamt haben die Wissenschafterinnen 30 der beliebtesten Zyklus-Applikationen auf die Einhaltung der geltenden Datenschutzbestimmungen und ihrem allgemeinen Umgang mit Nutzerdaten hin untersucht. Alle der betreffenden Programme werden in den diversen App Stores kostenfrei zum Download angeboten und fordern ihre Kunden dazu auf, regelmäßig persönliche Informationen zu den weiter oben genannten Punkten einzutragen.

Sobald die Apps heruntergeladen und installiert waren, wurde ihr Verhalten in punkto Datenschutz, Transparenz und Tracking-Praxis genau erfasst. Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Programme in Bezug auf die beiden letztgenannten Aspekte eigentlich klar gegen die Datenschutz-Grundverordnung der EU verstoßt. Die Forscherinnen konnten zudem zeigen, dass diese Apps gleich nach dem ersten Öffnen im Schnitt 3,8 Tracker aktivieren. Die Nutzer werden nicht darüber informiert und haben keinerlei Chance, das zu deaktivieren, so das kritische Fazit.

(Ende)
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