pte20200228001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Witwenschaft verringert kognitive Leistung

260 ältere Personen untersucht - Hohe Beta-Amyloid-Werte steigern Alzheimer-Risiko zusätzlich


Witwe auf der Bank: höheres Risiko für Alzheimer (Foto: pixelio.de, Petra Bork)
Witwe auf der Bank: höheres Risiko für Alzheimer (Foto: pixelio.de, Petra Bork)

Boston (pte001/28.02.2020/06:00) Der Tod eines Ehepartners bedeutet für ältere Erwachsene häufig den Verlust von Intimität, Gemeinschaft und der Unterstützung im Alltag. Eine Studie des Brigham and Women's Hospital http://brighamandwomens.org und des Massachusetts General Hospital http://massgeneral.org hat jetzt eine weitere tiefgreifende Auswirkung nachgewiesen. Die Witwenschaft kann den Abbau der kognitiven Fähigkeiten beschleunigen.

Wenig erforschter Faktor

Die Forscher haben die Daten von kognitiv normalen älteren Erwachsenen untersucht, die an der "Harvard Aging Brain Study" teilgenommen hatten. Der Familienstand und die Beta-Amyloid-Werte im Gehirn zu Beginn der Studie wurden notiert. Diese Werte gelten als Marker für Alzheimer. Bei verwitweten Teilnehmern konnte ein stärkerer Abbau der kognitiven Fähigkeiten festgestellt werden. Das galt vor allem für jene Personen mit hohen Beta-Amyloid-Werten. Damit liegt nahe, dass die Witwenschaft ein wichtiger und zu wenig erforschter Faktor ist.

Laut Seniorautorin Nancy Donovan sind soziale Beziehungen ein wichtiger Puffer gegen den Abbau kognitiver Fähigkeiten. "Eine Ehe bietet die Möglichkeit für mehr soziales Engagement und emotionale Unterstützung durch den Partner. Das soziale Netzwerk wird größer, es gibt mehr Möglichkeiten für emotionale Unterstützung und die Chancen für eine kognitive Stimulation sind gegeben. Mit der Witwenschaft finden diese Vorteile ihr Ende. Der Verlust eines Ehepartners ist ein sehr stressreiches Lebensereignis, das schädliche Auswirkungen auf das Gehirn haben kann."

Frauen stärker betroffen

Frauen verfügen über ein erhöhtes Risiko der Witwenschaft und von Alzheimer. Beides nahm mit dem Alter in der Häufigkeit zu. An der Studie nahmen 260 Personen ohne kognitive Defizite zwischen 62 und 89 Jahren teil. Die 153 Frauen und 107 Männer wurden in drei Gruppen aufgeteilt: verheiratet, verwitwet oder ledig (geschieden, single, getrennt oder nie verheiratet). 66 Frauen und 79 Männer waren verheiratet, 31 Frauen und vier Männer waren verwitwet.

Das Team hat die kognitive Leistung jährlich vier Jahre lang mit einer Serie von Tests untersucht. Die Leistung bei der verwitweten Gruppe nahm deutlich stärker ab als bei den Verheirateten. Bei Personen mit den höchsten Beta-Amyloid-Werte waren jene vom Abbau der kognitiven Fähigkeiten am stärksten betroffen, die verwitwet waren. Im Vergleich zu verheirateten Teilnehmern fand der Abbau drei Mal schneller statt.

Diese Ergebnisse waren von Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status und Depression unabhängig. Die Studienautoren betonen, dass es sich um die erste derartige Studie handelt und dass weitere Untersuchungen notwendig sind. Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden in "JAMA Network Open" veröffentlicht.

(Ende)
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