Suizidverhalten von Jugendlichen vorhersagbar
Neuer Algorithmus der Brigham Young University arbeitet mit 91-prozentiger Genauigkeit
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Jugendlicher: Suizidgedanken sind ein Notsignal (Foto: Wokandapix, pixabay.com) |
Provo (pte003/05.11.2021/06:10) Ein neuer Algorithmus erkennt mit einer Genauigkeit von 91 Prozent, ob ein Jugendlicher suizidales Verhalten entwickeln wird oder nicht. Das zeigt eine Studie der Brigham Young University http://byu.edu , die die Risikofaktoren im Zusammenhang mit Suizidverhalten bei Jugendlichen analysiert hat.
"Kein Ersatz für Gespräch mit Arzt"
Die Forscher haben die Daten von 179.384 Schülern und Teilnehmern einer Studie über Schülergesundheit und Risikoprävention aus den Jahren 2011 bis 2017 untersucht. Dabei testeten sie mehrere Algorithmen und fanden ein Modell des maschinellen Lernens, das präzise vorausgesagt hat, welche der untersuchten Jugendlichen suizidales Verhalten entwickeln würden.
"Kein Algorithmus oder Screening ersetzt das ärztlich-diagnostische Gespräch, das nach wie vor der wichtigste Faktor zur Einschätzung der Suizidalität ist. Bereits das erste Gespräch mit einem professionellen Helfer hat therapeutische Wirkung", unterstreicht Ingeborg Leitner, stellvertretende ärztliche Leiterin des Kriseninterventionszentrums Wien http://kriseninterventionszentrum.at , gegenüber pressetext.
Suizid ist laut Studienautor Michael Barnes die zweithäufigste Todesursache von Jugendlichen in den USA. "Es ist daher entscheidend, ein besseres Verständnis für Risikofaktoren und Ursachen von suizidalem Verhalten zu entwickeln", unterstreicht Barnes. Die Risikoprofile, die der Algorithmus erstellt, seien dafür ein guter Anfang.
Mobbing, Depressionen, Konflikte
"Wenn jemand Suizidgedanken äußert, ist das ein Notsignal, das immer ernst genommen werden muss. Angehörige können helfen und die betroffene Person entlasten, indem sie mit ihr ein wertfreies und einfühlsames Gespräch über die Umstände dieser Gedanken führen und bei der Suche nach professioneller Unterstützung helfen", verdeutlicht Leitner.
Die größten Risikofaktoren sind den Forschern nach Mobbing und familiäre Umstände wie Beleidigungen, Streitigkeiten und andauernde Konflikte im Familienumfeld. "Daneben zählen insbesondere Verlusterfahrungen, Leistungsversagen und Depressionen zu den Hauptursachen für suizidale Entwicklungen in der Adoleszenz", so Leitner auf pressetext-Nachfrage.
Weitere Ergebnisse zeigen, dass Mädchen mit einer sieben Prozent höheren Wahrscheinlichkeit suizidales Verhalten entwickeln als Jungen. Besonders Jugendliche ohne Vaterfigur sind demnach gefährdet. Bei ihnen liegt die Wahrscheinlichkeit um 72,6 Prozent höher als bei Jugendlichen mit einer Vaterfigur. Den Forschern zufolge sollte mehr Aufklärungs- und Präventionsarbeit an den Schulen geleistet und die Situation sowie Hilfsangebote für Familien verbessert werden.
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