pte20191114012 Umwelt/Energie, Auto/Verkehr

Schweiz mit 200.000 Tonnen Mikrogummi belastet

Empa-Studie zeigt große Kontaminierung der Umwelt durch Reifenabrieb und künstlichen Rasen


Total abgefahren: Abrieb verunreinigt die Natur (Foto: pixabay.com, pixel2013)
Total abgefahren: Abrieb verunreinigt die Natur (Foto: pixabay.com, pixel2013)

Dübendorf (pte012/14.11.2019/10:30) Allein in der Schweiz sind in den vergangenen 30 Jahren, von 1988 bis 2018, rund 200.000 Tonnen Mikrogummi durch abgefahrene Auto- und Lkw-Reifen in die Umwelt gelangt. "Die entsprechende Mikrogummi-Menge für Deutschland lässt sich in Proportion zur Zahl der zugelassenen Autos errechnen, was eine Steigerung um den Faktor zehn bedeutet", sagt Bernd Nowack von der Abteilung "Technologie und Gesellschaft" der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) http://empa.ch , gegenüber pressetext.

Links und rechts der Straße

Nowack und sein Kollege Christoph Hüglin haben in ihrer neuen Studie untersucht, wie feinste Partikel aus Reifenabrieb über den Straßenbelag in die Böden und die Luft gelangen oder von Kunstrasen abgetragen werden. "Wir haben den Abrieb von Reifen, aber auch Abtrag von künstlichen Grünflächen, wie beispielsweise Kunstrasen, quantifiziert", so Nowack. Dieser spiele aber nur eine untergeordnete Rolle, denn gerade einmal drei Prozent der ausgestoßenen Gummipartikel stammen von Gummigranulat aus künstlichen Grünflächen. Für die restlichen 97 Prozent ist Reifenabrieb verantwortlich.

Von den Partikeln, die in die Umwelt gelangen, verbleiben laut den Experten fast drei Viertel in den ersten fünf Metern links und rechts der Straße, fünf Prozent in den restlichen Böden und knapp 20 Prozent gelangen in Gewässer. Das Team hat seine Berechnungen auf Daten zum Im- und Export von Reifen gestützt und modellierte dann das Verhalten von Gummi auf Straßen und in Straßenabwasser. Seit dem Jahr 2000 sind die Richtlinien für die Wiederaufbereitung von Wasser und zur Verhinderung der Verschmutzung der Böden deutlich verschärft worden. Durch Maßnahmen wie den Bau von Straßenabwasser-Behandlungsanlagen kann ein Teil des Mikrogummis mittlerweile aus dem Wasser entfernt werden.

Geringes Risiko für Menschen

Wenngleich ein Teil des Mikrogummis zuerst über die Luft an den Rand der Straße transportiert, deponiert und teilweise wieder aufgewirbelt wird, bleiben die Auswirkungen auf den Menschen gering, wie auch eine Studie von 2009 belegt. "Der Anteil von Reifenabrieb am eingeatmeten Feinstaub liegt auch an verkehrsnahen Standorten im tiefen einstelligen Prozentbereich", unterstreicht Christoph Hüglin von der Empa-Abteilung "Luftfremdstoffe/Umwelttechnik". Mit Mikroplastik sollte Mikrogummi indes nicht in einen Topf geworfen werden, betonen die Forscher. Auch quantitativ gibt es Differenzen: Nowacks Berechnungen zufolge bestehen nur sieben Prozent der in die Umwelt freigesetzten polymerbasierten Mikropartikel aus Plastik, ganze 93 Prozent aber aus Reifenabrieb.

(Ende)
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