pte20200511003 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Säurehemmer erhöhen Risiko für Demenz

Protonenpumpen-Inhibitoren gegen Sodbrennen, Gastritis und Co mit Bedacht einnehmen


Vorsicht mit Protonenpumpen-Inhibitoren (Bild: OpenClipart-Vectors, pixabay.com)
Vorsicht mit Protonenpumpen-Inhibitoren (Bild: OpenClipart-Vectors, pixabay.com)

Stockholm (pte003/11.05.2020/06:05) Die langfristige Einnahme von Protonenpumpen-Inhibitoren gegen Erkrankungen wie Sodbrennen, Gastritis und Magengeschwüre, erhöht das Risiko einer Demenzerkrankung. Laut Taher Darreh-Shori und seinem Team des Karolinska Institutet http://ki.se/en beeinflussen die Medikamente die Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin, der bei Alzheimer und Co eine wichtige Rolle spielt. Da es bis dato keine wirksame Therapie gibt, sei es wichtig, Risikofaktoren zu vermeiden.

Die Wirkung von Protonenpumpen-Inhibitoren beruht auf der Blockierung der Pumpen, die säurehaltige Wasserstoffionenen aus dem Zellen transportieren, welche die Schleimhaut bilden. Arbeiten diese Pumpen nicht, kommt es zur Verringerung der Säure und schließlich der Schädigung des Gewebes. Bevölkerungsstudien haben gezeigt, dass Demenz bei Personen häufiger auftritt, die diese Medikamente einnehmen.

3D-Simulationen eingesetzt

In einem ersten Schritt haben die Forscher 3D-Simulationen eingesetzt, um zu untersuchen, wie sechs Varianten der Medikamente, basierend auf unterschiedlichen Wirkstoffen, mit dem Enzym Cholin-Acetyltransferase interagierten. Die Funktion besteht in der Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin. Als Neurotransmitter ist Acetylcholin für die Weitergabe von Signalen zwischen den Nervenzellen erforderlich. Das ist jedoch nur dann möglich, wenn genug von dieser Substanz produziert wird. Laut der Simulation konnten sich alle getesteten Medikamente an das Enzym anbinden.

Im nächsten Schritt analysierten die Forscher die Auswirkung dieser Anbindung. Es zeigte sich, dass alle Medikamente das Enzym unterdrückten. Die Folge war eine verringerte Produktion von Acetylcholin. Je stärker die Anbindung war, desto stärker war auch die hemmende Wirkung. Medikamente basierend auf den Wirkstoffen Omeprazol, Esomeprazol, Tenatoprazol und Rabeprazol verfügten über die größte Affinität und wiesen daher die stärkste hemmende Wirkung auf. Pantoprazol und Lansoprazol hatten im Gegensatz dazu die geringste Wirkung.

Weitere Studien notwendig

Ergänzende Studien sind jetzt erforderlich, um zu überprüfen, ob sich diese Laborergebnisse auch auf den menschlichen Körper übertragen lassen. Darreh-Shori spricht sich bereits gegen einen übermäßigen Einsatz von Protonenpumpen-Inhibitoren aus. Besondere Sorgfalt sei bei älteren Patienten und Personen angebracht, bei denen bereits eine Demenz diagnostiziert wurde. Gleiches gelte für Patienten mit Krankheiten wie ALS. Acetylcholin ist ein entscheidender motorischer Neurotransmitter.

"In diesen Fällen sollten Ärzte jene Medikamente verschreiben, die die geringste Auswirkung haben und das so kurz wie möglich in der geringsten Dosierung", unterstreicht Darreh-Shori. Der richtige Einsatz dieser Medikamente sei auch bei älteren Menschen sicher, solange sie für einen eingeschränkten Zeitraum und wenn sie wirklich notwendig sind, eingenommen werden. Die Forschungsergebnisse wurden in "Alzheimer's & Dementia" veröffentlicht.

(Ende)
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