Blutplättchen verstärken die Immunantwort
Wissenschaftler weisen erhebliche Intensivierung von Entzündungsprozessen erstmals nach
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Blutplättchen (grün) aktivieren Inflammasome (rot) (Foto: uni-bonn.de) |
Bonn/São Paulo (pte020/13.05.2020/11:00) Blutplättchen sorgen bei Verletzungen nicht nur für eine schnelle Gerinnung des Blutes und damit das Schließen einer Wunde, sondern können auch Entzündungsprozesse erheblich verstärken. Das zeigt eine neue Studie, die Wissenschaftler der Universität Bonn http://uni-bonn.de zusammen mit Kollegen aus São Paulo durchgeführt haben. Die Forscher hoffen, mit dem neuen Wissen künftig Autoimmunkrankheiten besser zu behandeln. Details wurden in "Cell Reports" publiziert.
Mehr Entzündungsbotenstoffe
Laut der neuen Studie tragen die Blutplättchen dazu bei, dass die weißen Blutzellen (Leukozyten) deutlich mehr Entzündungsbotenstoffe ausschütten. "Möglicherweise trägt dieser Effekt zu dem oft schweren Verlauf sogenannter Autoimmunkrankheiten bei. Das sind Erkrankungen, bei denen die Immunabwehr körpereigenes Gewebe attackiert und zerstört", erklärt Bernardo Franklin vom Institut für angeborene Immunität am Universitätsklinikum Bonn.
Konkret wurde ein wichtiger Immun-Mechanismus analysiert: die Bildung und Aktivierung des Inflammasoms NLRP3. Inflammasome sind molekulare Maschinen. Sie machen inaktive Entzündungsbotenstoffe aktiv. Einer davon ist das Interleukin IL-1. Wenn Zellen IL-1 ausschütten, rufen sie damit andere Immunzellen zu Hilfe und leiten so eine starke Entzündungsreaktion ein. Da diese dem Körper auch gefährlich werden kann, wird die Aktivität der Inflammasome - und damit auch die Bildung von IL-1 - streng reguliert.
Blutplättchen im Labor inkubiert
"Wir konnten nun zeigen, dass Blutplättchen in diese Regulierung eingreifen. Sie sorgen dafür, dass bestimmte weiße Blutzellen - die Makrophagen und die neutrophilen Granulozyten - mehr Inflammasome bilden", so Franklins Mitarbeiter Lucas Secchim Ribeiro. Dazu scheinen sie einen ganzen Cocktail aus Substanzen auszuschütten, die zu den weißen Blutzellen diffundieren. Dort sorgen sie unter anderem dafür, dass bestimmte Gene, die für den Bau der Inflammasome benötigt werden, häufiger abgelesen werden.
Für diesen Effekt ist es nicht nötig, dass die Blutplättchen mit den Makrophagen oder Granulozyten direkt Kontakt aufnehmen. Stattdessen geben sie ihre Wirkstoffe in die Umgebung ab, also zum Beispiel in das Blutplasma. "Wir haben aus Menschen isolierte Blutplättchen im Labor inkubiert und dann das Kulturmedium abfiltriert. "Als wir von diesem Filtrat einige Tropfen zu weißen Blutzellen aus Menschen gegeben haben, wurden in ihnen die Bildung der Inflammasome und die IL-1-Produktion deutlich angekurbelt", sagt Ribeiro.
Welche von den Blutplättchen abgegebenen Substanzen dafür genau verantwortlich sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Der Effekt korrespondiert jedoch mit Beobachtungen bei Malaria-Patienten: Je mehr Blutplättchen diese haben, desto höher ist bei ihnen die IL-1-Konzentration im Blutplasma. Die Wissenschaftler verringerten zudem experimentell in Mäusen die Anzahl der Blutplättchen. Die Tiere schütteten daraufhin nach Injektion bakterieller Zellwandbestandteile deutlich weniger IL-1 aus.
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